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Tausend Morgen

USA 1998 (A Thousend Acres) Regie Jocelyn Moorhouse, 105 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Wie King Lear bei Shakespeare teilt der alte Farmer Larry (JasonRobards) sein Land auf: Die schwer erarbeiteten tausend MorgenMaisfelder sollen den drei Töchtern Rose, Ginny und Carolinegehören. Als Caroline (Jennifer Jason Leigh), die Jüngste,Bedenkzeit erbittet, wirft der erzürnte und starrköpfigeVater sie für immer aus dem Haus. Doch auch mit den beidenTöchtern, die auf dem Hof leben, entzweit sich derstörrische Alte. Während er im Delirium das Zusammenlebenzerstört, kämpfen sich die beiden älteren Schwesternan eine schreckliche Vergangenheit heran: Rose - eine unnötigmit Weichzeichner bedachte Michelle Pfeiffer - sagt, was sie denkt.Ginny (Jessica Lange, wie auch in "Hush" etwas übertriebenagierend) ist die Gutmütige, die Versöhnende. Sieverdrängt alles, will einfach nicht wahrhaben, was beidenSchwestern widerfahren ist. Während Rose mit einem klaren Blicknichts vergißt und verzeiht. Denn beide wurden als Mädchenund Teenager lange Jahre vom Vater sexuell mißbraucht. Nunstehen sie als reife Frauen mit ihren Familien im Leben, sind aberimmer noch Töchter und der "respektabelste Mann der Gegend" istnicht nur ein schwieriger, alter Mann.

Detailliert schildert der ruhige Film die Phasen der Erinnerung."Tausend Morgen" ist so ein sehr stimmiges Drama in derspürbaren bäuerlichen Atmosphäre. Die Stars werden zurichtigen Landfrauen und auch kleinere Rollen sind durchgehend gutbesetzt. Schon die Autorin Jane Smiley veränderte für ihrenmit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten Roman die Perspektive: Nichtder alte Mann sondern die Töchter Rose und Ginny erzählen -wie Christa Wolff auch die Odyssee aus der Sicht ihrer "Kassandra"neu schrieb. Aus dem Lear-Stoff wurde ein allerdings ganzbewußt ein Melodram gestrickt, eine tränengetränkteSchnulze. Insgesamt will "Tausend Morgen" jedoch zuviel anrührenmit all den Geschichten voller Leid, Krankheiten undSchicksalsschlägen. Nicht nur das zentrale ThemaKindesmißbrauch sorgt für die Genre so wichtigenTränen. Dazu erkrankt Rose an Krebs und ihr Mann bringt sich um- ihm war alles zuviel. Ginny erlitt eine Reihe von Fehlgeburten -verursacht durch Dünger im Grundwasser. Als auch noch beide mitdem heimgekehrten Sohn (Colin Firth) des Nachbarn anbändeln,kann das nur kurzzeitig etwas Glück bringen.

Jocelyn Moorhouse, die mit "Einamerikanischer Quilt" und Winona Ryder bereits eine stilleFrauengeschichte realisierte, zeigt erneut ihr Vermögen.Allerdings sollte sie sich mal eine ausgewogenere Geschichteauswählen.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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