Tatjana
Finnland 1994 (Tatjana - Take care of your scarf) R: Aki Kaurismäki, 65 Min.
Der stille Finne gibt dem schweigsamen Mechaniker die 12 Volt-Kaffeemaschine. Murrend installiert dieser sie in den riesigen Straßenkreuzer, steigt bald darauf selber ein und auf geht's zu einer ziellosen Fahrt durch Finnland. Reino, gespielt vom mittlerweile bekannten Matti Pellonpää, beschäftigt sich mit dem Ausblick in seine Wodkaflaschen. Valto versenkt sich in seine immer gefüllte Kaffeetasse.
Aki Kaurismäki ist erkennbar wieder in seiner finnischen Heimat. Wie in "Ariel" oder anderen Teilen der nordischen Trilogie, mit welcher der wortkarge Regisseur bekannt und beliebt wurde, stehen einfache Arbeiter im Mittelpunkt der undramatischen Geschichten. Gerade die Lakonie mit der Reino und Valto zu ihrer Fahrt aufbrechen, zwei Russinnen auflesen und sich kommunikationsarm tolpatschig doch mit ihnen anfreunden, macht den spröden Charme von "Tatjana" aus. Das immer wieder zum Lachen über soviel stoische Gleichgültigkeit reizende Road-Movie verstärkt die Stimmung durch das Schwarz-Weiß der Bilder.
Selbstverständlich gibt es wieder eine Reihe wunderbarer Momente, wenn zum Beispiel Valto und Reino mit strahlenden Augen das im Schaufenster ausgestellte Werkzeug bewundern. Kleinode wie ein Auto-Plattenspieler für die alten 45er Scheiben treffen auf große, menschliche Offenbarungen, wenn sich im Hotelzimmer der grobe Suffkopf Reino als schüchterner Kerl erweist.
Anfangs erinnerte Valto als 'Junge an der Nähmaschine' an "Das Mädchen aus der Streichholzfabrik", eine ebenso karge Geschichte aus Finnland bei der Kati Outinen (Tatjana) das Mädchen, die Königin der Nacht, spielte. Kirsi Tykkyläinen, die Darstellerin der Klavdia, ist eigentlich Funktionärin des finnischen Films. Ihren Russisch-Kenntnissen ist das von Kaurismäki als "Total Balalaika Show" aufgezeichnete Zusammentreffen der Leningrad Cowboys mit einem gewaltigen Ensemble der Roten Armee zu verdanken.
Reino und Valto, Tatjana und Klavdia kommen aus den dunkelsten Winkeln der Gesellschaft, haben nicht besonders viel Glück bei der Reise, aber trotzdem bietet sich allen - in einfachster Form natürlich - eine traumhafte Hoffnung an.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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