The Specialist

Erstaufführung, USA 1994, R: Luis Llosa, 109 Min.

Sharon Stone ist Spezialistin für gutes Aussehen. Spätestens mit "Basic Instinct" machte sie ihre Model-Karriere vergessen und erspielte sich einen Ruf als ernstzunehmende Darstellerin - trotzdem wird sie wohl niemand wegen ihrer feinen Aussprache pointierter Sprachspiele sehen wollen.

Sylvester Stallone war eigentlich Spezialist für's Hau-Ab- und Hau-Drauf-Genre, sieht aber hier überraschend gut aus - wie überhaupt alles in diesem Film enorme Sorgfalt beim Styling beweist.

Ach ja, da war noch eine Handlung um eine Frau (Sharon Stone als May Munro), die als Mädchen den Mord an ihren Eltern miterleben mußte und jetzt Rache sucht. Und da war der CIA-Bombenspezialist Ray Quick (Sylvester Stallone), der sich schuldig fühlt, weil er "ein unschuldiges kleines Mädchen" zusammen mit Daddy Drogenboß in die Luft sprengte. Ganz klar, daß beide sich finden. Spannend wird es aber erst als Rays Erzfeind aus der ersten "Vor zehn Jahren"-Szene so richtig ins Spiel eingreift und zwei (Bomben-) Spezialisten die Sache fast unter sich ausmachen. James Wood kommt richtig gut als erzfieser Schurke. Auch die anderen lang (Rod Steiger) und frisch (Erik Roberts) bekannten Gesichter überzeugen.

Voran ging ein Vorspiel, bei dem sich Stallone dauernd einen Knopf ins Ohr einführt und die Telefongespräche mit seiner Kundin über das hypermoderne Tape wiederholt. Dieses überlange "Romancing the Stone" endet vorläufig in einer Duschszene, die so aufsetzt wirkt wie ein Rabatt-Schild "Zwei Nackte zum Preis von einer". Dabei ist von "Sly" Stallone fast alles zu sehen - nur Bruce Willis wagte für "Color of Night" mehr Haut. (Hoffentlich gibt das keine neue Mode, Actionhelden mit ihren Muskelpaketen nackt durch Filme hüpfen zu lassen.)

Gemäß des Trailers "Stallone - Stone - Specialist" sollte sprachlich "Spitze", "Super", "Spannend" seinen Sinn summieren. Sage selber "sehr spältig", nämlich zwiespältig: Nach einer lahmen ersten Hälfte, gewinnt man aber erst dem Männerkampf mit Damenopfer einigen Reiz ab (wußten wir es nicht schon immer). Zu spät kommen auch die Bomben. Der Schlüsselsatz zu all den explosiven Filmen der letzten Zeit ("Explosiv", "Speed") meint, "Kugeln seien nicht präzise genug" für einen Mord. Diese dreiste Verdrehung der Logik will eigentlich sagen, daß die Gefahr einer Bombe kinomäßig weit mehr hergibt als ein gezielter Schuß. Das wußte schon Hitchcock bei seiner Definition von Spannung (suspence).

Was in den USA scheinbar noch nicht bekannt ist (die hatten ja auch keine RAF), daß es sehr schwer ist, mit gezielten Morden die Welt zu verbessern. So darf am Ende Freude aufkommen, weil alle Schurken ihre Portion Plastik-Sprengstoff in den raffinierten Verstecken fanden.

Bester Spruch des Films:1. James Woods zu einem unbeteiligten Passanten mit buntem Hawaii-Hemd: Get out of here, get a new shirt!

Preisfrage: Was macht ein Drehbuchautor mit seinem Helden in vollkommen verminter Festung, zehn Sekunden vor der Totalexplosion, mit einem Zigarettenetui voller Sprengstoff, das auf Bewegung reagiert? Er hört auf nachzudenken, hofft, daß das Publikum das schon längst tat und läßt Stallone einfach das Etui wegwerfen! Was für Spezialisten!


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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