Stolz und Vorurteil

USA/Großbritannien 2005 (Pride and Prejudice) Regie: Joe Wright mit Keira Knightley, Matthew MacFadyen, Claudie Blakely 127 Min. FSK: o.A.

Wenn Jane Austen "Filmstars" gekannt hätte, wären ihre jungen Frauen nicht so verzweifelt gewesen. Sie hätten außer heiraten ja noch Karriere machen können. Hört sich albern an, aber die neueste Verfilmung von "Stolz und Vorurteil" aus dem Jahre 1813 hat eine moderne Leichtigkeit, die gut unterhält, doch dem Ernst der damaligen Lage nicht gerecht wird.

Die Bennets schlagen sich als armer Landadel fröhlich durch streng formelle britische Leben am Ende des 18. Jahrhunderts. Als der höher gestellte Mr. Bingley in die Nachbarschaft zieht, dreht die dauer-kuppelnde Mrs. Bennet (Brenda Blethyn) völlig ab. Schließlich hat die Mutter gleich fünf Töchter unter die Haube zu bringen. Bingley verfällt beim Dorftanz tatsächlich der strahlenden Ältesten, Jane. Ihre Schwester Elizabeth (Keira Knightley), ein freches Huhn, unbekümmert von den Sorgen der anderen, trifft hingegen auf den übelgelaunten, arroganten Darcy (Matthew MacFadyen) und eine Hassliebe bricht aus. Die schlagfertige Leserin nimmt ihn und seine arrogante Art beim raffiniert arrangierten Gesellschaftstanz auf den Arm.

In den allgemeinen Wirren um das einzige Lebensziel einer jungen Frau - sich gut verheiraten - taucht auch noch ein Verwandter der Bennets auf: Der steife, gesellschaftlich ungelenke und furchtbar unromantische Pfarrer Collins ist nicht nur Freier, sondern auch eigentlicher Erbe, des Bauernhofes, auf dem die Bennets leben. Er stellt Elizabeth einen Antrag, die ihn entsetzt und panisch ablehnt. Eine Ungeheuerlichkeit, meint die Mutter, wären doch mit dieser Verbindung gleich zwei finanzielle Probleme gelöst! Und auch die sichere Verbindung von Jane und Mr. Bingley zerbricht, Bingley und sein Freund Darcy reisen übereilt ab.

Es wird noch eine Reihe von Irrungen und Wirrungen geben, bis sich für die Bennets fast alles zum Guten wendet. Im Zentrum lehnt Elizabeth einen Antrag Darcys ab, weil sie erfuhr, dass er hinter Bingleys Abreise steckte. Doch das Herz der sensiblen Leserin sehnt sich immer noch nach dem stolzen, eigenwilligen Mann. Und in diesen Gefühlen, trefflich verkörpert durch die junge Keira Knightley, liegt das Pfund von "Stolz und Vorurteil". Es ist eine Light-Version für ein möglichst großes, junges Publikum, mit der aus "Kick It Like Beckham", "Fluch der Karibik" und "King Arthur" bekannten Darstellerin.

Also dürfen Austen-Fans nicht die Kunst von Ang Lees Meisterwerk "Sinn und Sinnlichkeit" (nach einem ähnlich gelagerten Stoff von Jane) erwarten. Zu oft glaubt man, hier wird ein Klassiker vorgeführt und nicht gelebt, gefühlt, gelitten. Es gibt Landschaften im Vollmond, die Kamera schwelgt, versucht sich in Plansequenzen, nimmt sich auch mal zurück. In einem Wechsel der Qualitäten sind Szenen der Filmkunst deutlich hervorstechend. Ebenso durchmischt die schauspielerischen Niveaus: Keira Knightley ist exzellent, wirkt natürlich, herzlich, sinnlich. Brenda Blethyn als ewig kuppelnde, bis zur Ohnmacht hektische Mrs. Bennet ist einfach zu viel, zu passend für diese Rolle. Donald Sutherland wurde als zurückhaltender Mr. Bennet unterfordert, nur manchmal hat er sagenhaft weise Sätze: "Nicht jeder kann sich erlauben, romanisch zu sein." Und auch gerade diese scharfen gesellschaftlichen Analysen hält der Film zurück, will unterhalten ohne ein Gefühl für andere gesellschaftliche Zustände und Zeiten zu erzeugen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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