Stargate
USA 1994, R: Roland Emmerich, 120 Min.
Die Zukunft ist ägyptisch
"Stargate" - Der neue Roland Emmerich
Von Günter H. Jekubzik
Der gebürtige Stuttgarter Emmerich drehte 1982 auf der Hochschule für Film und Fernsehen München "Das Arche Noah Prinzip". Der aufwendige Science-Fiction war für 1,3 Millionen Mark bislang der teuerste Münchener Abschlußfilm! Schnell kam Emmerich in die zweite Liga Hollywoods, machte mit "Moon 44" noch eine ungewöhnliche Weltraum-Produktion in Deutschland, bevor 1992 sein "Universal Soldier" mit Dolph Lundgren und Jean-Claude van Damme richtig zuschlug. Die Action spielte 100 Millionen Dollar ein.Jetzt setzte man mit "Stargate" 55 Millionen auf Emmerichs Regie-Talent. Schon am ersten Startwochenende in den USA kamen 16,6 Millionen in die Kassen. Im Januar ging die Rechnung auf: "Stargate" spielte 70 Millionen Dollar ein. Am 9.März startet "Stargate" bei uns.
Mit großem Trickaufwand eröffnet "Stargate" eine phantastische Welt. Ganze Völkerheere zauberte der Computer in weite Wüstenlandschaften hinein. Die Außerirdischen hatten exquisite Ausstatter, vor allem der herrlich androgyne Sonnengott (Jaye Davidson) fesselt durch bloße Anwesenheit und kaltem Blick. Im Gegensatz zu Davidsons Rolle in "The Crying Game" interessiert es diesmal auch niemanden, ob er eine Frau oder sie ein Mann ist.
James Spader, schon in "Sex, Lügen und Video" per Brille auf intellektuell abgestempelt, ist der etwas hilflose Ägyptologe Daniel Jackson. Einmal in seinem Element, den alten Hieroglyphen, könnte er sich fließend mit alten Ägyptern unterhalten - wenn es sie nach Jahrtausenden noch gäbe.Das Militär liest Daniel von der Straße auf, um ein paar besonders kniffelige Funde zu entziffern. Der flippige junge Mann erledigt auch in Minuten, was die zackigen Wissenschaftler in Monaten nicht schafften: Der Code für ein riesiges Zahlenschloß ist geknackt. Stargate, das Tor zu anderen Welten, das Außerirdische im Wüstensand vergaßen, kann geöffnet werden.
Als ein Expeditions-Team unter der Leitung des Colonels Jack O'Neill (Kurt Russels mit kernigem Bürstenschnitt) durch das Stargate tritt, entdecken sie, daß auch die Außerirdischen ihren "Von Däniken" gut studiert haben: Die Zukunft ist tatsächlich ägyptisch. Die ferne Welt hat - wie alle utopischen Staaten seit Thomas Morus - eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Klar, daß die aufrechten Streiter der Erde im Laufe der folgenden actionreichen und spannenden Minuten einiges umstürzen werden. "We're coming to shoot and kill" - ganz im Ungeiste Captain Kirks.
Eine Pyramide als Landeplatz für ein gigantisches Raumschiff zu sehen, ist weitaus beeindruckender als Dänikens Thesen zu lesen, deshalb macht "Stargate" so viel Spaß. Der ägyptische Mummenschanz ist faszinierend computertrick-reich, da wandelt sich Sonnengott Ra zum fiesen Alien oder zum schönen Pharaonen, aus Anubis wird eine fliegende Kampfmaschine. Die organisch verwachsene Technik erhebt das Prinzip der "Transformers" aus vielen Kindersendungen in ästhetisch reizvolle Dimensionen.
Die Widerstandskämpfe kommen einem allerdings sehr irdisch bekannt vor. "Stargate" erzählt mit großem Spektakel erneut das Märchen vom guten Eroberer mit Sonnenbrille und Candyriegel. Aber das macht nichts, solange die Weltpolizei nur im Film rumballert. Die Lightversion von David Lynchs "Dune" fesselt nicht mit eleganter Erzähltechnik, Zeit- und Orts-Einblendungen waren schon in guten Stummfilmen nicht mehr nötig. Doch Emmerich hatte eine klare, geradlinige Story und die Effekte leisten das Übrige.
***
Aus dem Wüstensand bergen Archäologen einen riesigen Ring mit ägyptischen Symbolen. Als Daniel Jackson (James Spader) sie entziffert hat, kann das Tor zu einer anderen Welt, das Außerirdische scheinbar auf der Erde vergaßen, geöffnet werden. Die erste Expedition leitet Kurt Russell als schnittiger Militär, denn bald geht auch in fernen Galaxien die bekannte Knallerei zwischen unterdrückten Guten und den bösen, überlegenen Eindringlingen statt.Im schnieken Ägypto-Dress kommen die Aliens daher, die Filmtechnik läßt sie aufregende Verwandlungen erfahren, wie überhaupt die Effekte wesentlich interessanter als die einfältigen, altbekannten Handlungs-Elemente sind. Emmerichs 55 Millionen-Projekt "Stargate" spielt Science-Fiction ohne großen Gedanken-Ballast - und sicher eine Menge Geld ein.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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