Star Trek: Nemesis

USA 2002 Regie: Stuart Baird Mit: Patrick Stewart, Jonathan Frakes, Brent Spiner 116 Min. FSK: ab 12

"Pflicht", Pflicht sei das wichtigste in seinen Dienstjahren gewesen, betont der ebenso kultivierte wie reservierte Enterprise-Captain Picard (Patrick Stewart) in einer Rede zu Anfang des Films. Es klingt wie eine Entschuldigung des Regisseurs, der anscheinend nicht mehr als seine Pflicht und Schuldigkeit tun wollte, um den turnusmäßig erwarteten, mittlerweile 10. Star Trek-Film abzuliefern.

Auf dem Weg zu einer Nackthochzeit mit allen Crew-Mitgliedern ortet die Enterprise Teile eines Roboters, die sich als Beta-Version des allseits beliebten Bord-Androiden Data (Brent Spiner) erweisen. Zwei Themen inszeniert dieser Star Trek und wiederholt sie mit Vorliebe: Spiegelungen oder Doppelung einer Figur sowie das gute alte Trojanische Pferd. Das tarnt sich diesmal als Datas kindlicher Vorläufer namens Bevor und ist ein Trick des Picard-Klons Shinzon (Tom Hardy). Als abgebrochenes Experiment in menschlicher Form überlebte dieser die grausamen Gruben von Remus und will nun, bevor er die Erde zerstört, noch einmal seinem Genspender und älterem Ebenbild Picard gegenüber treten. Die Gegner der Guten sind diesmal dunkle lichtscheue Gestalten in der Tradition Nosferatus, angeführt von Picards genetischem Doppelgänger Shinzon - ein schönes, extrem glattes Gesicht mit irritierender Narbe.

"Nemesis" klingt nur im Ansatz wie eine dieser Science Fiction-Entwürfe, deren packendes Gedankenexperiment über albernes Science Fiction-Vokabular und schwer nachvollziehbare Unmöglichkeiten hinweg trägt. Vor allem ist das 10. Star Trek-Abenteuer schwach inszeniert. Ein paar Handlungsstränge ziehen sich durch die zwei Stunden und werden auch bis zum Ende gebracht: So überlistet die frisch vermählte ÝPsychologin Troi mit weiblicher Intuition das ganze Hightech des Gegners. Der Gatte Riker muss sich auf einem Nebenschauplatz am telepathischen Vergewaltiger seiner Frau rächen, und die ganze Szene riecht nach trockener Pflichterfüllung. Die großen Schauwerte beschränken sich auf das übliche Geballer und eine Computerspiel-Einlage, bei der Picard seine (einzige) Leidenschaft fürs Rasen mit neuen Fahrzeugen aller Art ausleben darf. Da sehnt sich der Fan in die gute alte Zukunft zurück, als der Erfinder des Flugmanövers "Kirk Epsilon" selber die Enterprise-Geschicke in die Hand nahm. Die Botschaft war die gleiche, kam aber mit mehr Pep und Humor daher.

Auch politisch glänzt dieser Sternenkrieg nicht durch subtile Botschaften: Star Trek bleibt eine unverhohlene Glorifizierung der amerikanischen Weltherrschaft über alle anderen seltsamen, hässlichen und minderen Rassen. Wie die galaktische Film-Föderation mit der Erde gleichgesetzt wird, sollen NATO und vereinte Nationen als ausführende Organe amerikanischer Politik instrumentalisiert werden.

So bleibt nur das thematische i-Tüpfelchen: Selbstreflexion mit Hilfe von genetischen Spiegelbildern - einmal exemplifiziert am Mustermenschen Picard, noch mal durchexerziert am menschlichen Roboter Data. Die Gen-Spiegelung Picards will ihm seine dunkle Seite vorführen, wir bekommen demonstriert, dass gleiche Gene - oder "Programmierung" bei Data - keineswegs zum gleichen Menschen führen. Die Sozialisation entscheidet! Oder ganz platt pädagogisch: Man muss mehr aus sich machen wollen! (Moralprogrammschleife Kirk Epsilon)


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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