Spanglish

USA 2004 (Spanglish) Regie: James L. Brooks mit Adam Sandler, Téa Leoni, Paz Vega 131 Min. FSK ab 6

In Los Angeles soll mittlerweile 48 % der Bevölkerung hispanischer Abstammung sein. Klar, dass sich Einwanderer aus Mexiko wie zuhause fühlen und auch kein Englisch zu sprechen brauchen. Erst als Flors Tochter Cristina anfängt, sich für Jungs zu interessieren, nimmt die besorgte Mutter einen Tages-Job bei den Gringos auf, um abends über die Unschuld zu wachen. Für diesen Job muss Flor (Paz Vega) in eine neue Welt, in das Amerika der reichen Weißen und erlebt mit der überspannten, paranoiden Hausfrau Deborah Clasky (Téa Leoni) direkt die Parodie einer hysterischen Zicke.

Deborah setzt die rundliche Tochter Bernice und die angeschwippste Mutter auf emotionale Diät, während sie selbst wie eine Verrückte die Hügel hoch spurtet. Auch ihr Mann John Clasky (Adam Sandler, gebremst albern), ein gefeierter und furchtbar bescheidener 4 Sterne-Koch, verzweifelt an der Selbstbezogenheit seiner seltsamen Gattin. Ein Meisterkoch, dessen Frau sich täglich quält, abzunehmen - da stimmt etwas nicht. Deborah wird von ihren eigenen verwöhnten Kindern gelangweilt. Das neue Hausmädchen ist als Gegenstück herzensgut, die Fee Flor kümmert sich um Tochter Bernice, den Haushund und auch den -Herrn.

Cristinas Bewerbung für die Princeton-Universität erzählt von der tapferen Mutter, ihrer Flucht aus Mexiko, den Verständigungsproblemen, die nicht nur an der Sprache liegen und wie ein großes Herz dies alles überwindet. Klingt fast wie eine kitschige Telenovela, ist aber ein angeblich gesellschaftskritischer Film von James L. Brooks. Der ließ zuletzt Jack Nicholsons in "Besser geht's nicht" zu großer Biestigkeit auflaufen. Und vor Menschengedenken zickte Shirley MacLaine in "Zeit der Zärtlichkeit". Nun - wieder bei einem dreifachen Mutter-Tochter-Konflikt - interessiert man sich ein wenig für Flor, ein wenig für ihre Tochter Cristina und auch ein wenig für den passiven John. Insgesamt ist das zu wenig.

Man amüsiert sich in einer mittelwarmen Gefühlslage bei witzigen Szenen der Zweisprachigkeit mit synchronen Emotionsausbrüchen. Es gibt grandiose Kurzkommentare der alkoholisierten Mutter (Chris Leachman). Hinter komischen Szenen muss sich das Zart-Bittere verstecken. Soweit die Probleme allerdings nachvollziehbar sind, könnte man sie auch in einem kurzen Gespräch klären. Der eher märchenhafte Film erlaubt sich nur ganz vorsichtig einen kritischen Blick auf den sozialen Graben zwischen den Reichen, die in Malibu als Hinterhof einen Strand haben! Als Vorschau auf zukünftige deutsch verhartzte Verhältnisse begegnet morgens der Strom der mexikanischen Haushaltshilfen den Männern, die in unsinnigen Geländewagen zur Arbeit rollen. Aber alles nur Momente in dem zur Harmonie drängenden Drämchen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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