Sophie Scholl

BRD 2005 (Sophie Scholl) Regie Marc Rothemund mit Sophie Scholl mit Julia Jentsch, Fabian Hinrichs, Alexander Held, Johanna Gastdorf, 117 Min.

Lassen Sie sich keinen Goldenen Bären aufbinden! Trotz der zweiten Preise auf der Berlinale, trotz Feuilleton-Hymnen zum Berlinale-Covergirl Julia Jentsch: "Sophie Scholl" ist nur ein engagierter Film zu einem Klassiker der Gutmenschen-Themen. Doch auf die Frage, was der Film uns heute sagen soll, schweigt das beredte Protokoll eines Nazi-Verhörs. Wie kämpft man gegen Hartz IV, wie gegen die unverschämte Bereicherungspolitik Deutscher Banken auf Kosten der arbeitenden Menschen? Wie gegen Massenmorden in Afrika? Sophie Scholl war ein helles Mädel, sie hätte vielleicht eine Antwort gehabt. Aber wegen ihres heldenhaften Starrsinns lebt sie nicht mehr und es werden weiter Heldenfilme unter ihrem Namen gedreht.

Die Studentin Sophie Scholl wurde am 22. Februar 1943 gemeinsam mit ihrem Bruder Hans vom Vorsitzenden des Volksgerichtshofs Roland Freisler zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am selben Tag im Gefängnis München-Stadelheim vollstreckt. Viele Gesinnungsgenossen der NS-Widerstandsgruppe "Weiße Rose" folgen ihnen in den nächsten Wochen in den Tod.

Das Ende ist von Anfang an klar. Es werden uns nur ein paar freudige Momente aus dem Münchener Studentenleben gegönnt. Sophie (Julia Jentsch) hört mit ihrer Freundin im Radio Ella Fitzgerald. Verbotenerweise, denn dies war ja "Negermusik"! Dann geht es zum Pamphlet-Verschicken, die restlichen Blätter sollen, eher aus Verlegenheit, an der Münchener Uni verteilt werden. Dabei erwischt der Hausmeister Sophie und ihren Bruder. Das folgende Verhör bleibt konzentriert trocken wie ein inszeniertes Protokoll.

Schon 1982 verfilmte Michael Verhoeven seine "Weiße Rose" und Lena Stolze spielte Sophie Scholl im gleichen Jahr auch in "Die fünf letzten Tage" von Percy Adlon. Nun wieder "Die letzten Tage", diesmal auf Basis neuer alter Dokumente. Autor Fred Breinersdorfer arbeitete mit Materialien aus DDR-Archiven, die nach der Wiedereingliederung geöffnet wurden. Breinersdorfer erzählt in seinem begleitenden Dokumentenband "Sophie Scholl" (Fischer-Verlag), dass er sich mit dem Regisseur Marc Rothemund auf die Form eines Kammerspiels einigte. Sophie in einem Raum mit ihrem Gestapo-Inquisitor.

Dabei ist die kluge Studentin ihrem Gegenüber Mohr, dem kleingeistigen Gewinnler der Bewegung, immer überlegen. Ihre Argumente sprudeln so klar und hell, dass Mohr verstummen muss. So konzentriert sich die Kamera auf die junge Julia Jentsch. Doch wenn am Ende die zum Tode Verurteilten tapfer meinen: "Es war nicht vergebens!", muss man ihnen angesichts des unoriginellen Films und der nicht sehr hoffnungsvollen Historie entgegen halten: Doch, es war sinnlos, hat den Krieg nicht verkürzt und wird auch heute kaum jemand zu irgend zu einer guten Tat anhalten.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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