Sommersturm

BRD 2004 (Sommersturm) Regie: mit Robert Stadlober, Kostja Ullmann, Alicja Bachleda-Curus 98 Min. FSK ab 12

Gemischtes Ferienlager - oh, du Hort feuchter Jugendträume. Oh, du hormon-erschütterte Spielwiese vieler Jugendfilme. Beim "Sommersturm" an einem See im Bergischen treffen neugierige junge Geschlechter aufeinander - mit einem kleinen Unterschied: Es sind nicht die Gegensätze von Bayern, Berlinern und Sachsen, die für Humor und Drama sorgen. Es ist der kleine Unterschied zwischen homo- und heterosexuell, der den sowieso schon bis zur völligen Verwirrung Pubertierenden zu schaffen macht.

Der Ruderclub aus Bayern freut sich auf das Zelt- und Trainingslager im Norden.  Die Doppelzweier Tobi (Robert Stadlober) und Achim (Kostja Ullmann) sind "beste Freunde" und das für immer. Zwei Mädchen aus ihrem Verein geben sich ihnen willig hin. Doch beim Schmusen auf der Tanzfläche geht Tobis Blick zum Freund - er liebt Achim, auch wenn er sich dessen nicht so richtig klar ist. Als statt des sehnsüchtig erwarteten Mädchen-Vierers aus Berlin sexuelle Queer-Schläger schockiert das die Hinterwäldler sehr. Doch Tobi geben die "Anderen" eine Perspektive und er traut sich was ...

Knackige Jungs bei Leibesertüchtigung und beim Wettwichsen, das hört sich nach Spartenfilm an. Aber die Produktion aus dem Berliner Erfolgsladen X-Filme ("Lola rennt", "Good Bye, Lenin") ist in so vielen Facetten einfach nur gut, dass einem mit Schwulenfilm-Angst richtig was entgeht. Hier waren vor und hinter der Kamera einige von Deutschland Besten am Werk!

In einer Zeit, in der alles Mögliche durcheinander geht, muss es extrem schwierig sein, sich über seine sexuelle Orientierung klar zu werden und dabei ehrlich zu sich selber zu bleiben. Ein Freund verrät Tobi: "Wenn du dich immer versteckst, findest du dich irgendwann selber nicht mehr." Das eskalierende Drama un Gerüchten und dummes Gerede kulminiert schön naturalistisch im heftigen Sturm. Und auch sonst fand Regisseur und Autor Marco Kreuzpainter stimmige Naturbilder bei einigen grandiosen Szenen im tiefen Wasser und im wogenden Gras. Tobi geht zwar zuerst in den Gefühlen unter, kommt dann aber raus. Aus dem Wasser und mit seiner Homosexualität. "Sommersturm" erinnert nicht nur wegen der gleichen Lebenszeit in einigen Szenen an "Crazy". Vor allem Robert Stadlober als Tobi macht wieder Eindruck, aber auch bei den Mit- und Gegenspielern traf das Casting eine ausgezeichnete Wahl.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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