Sie haben Knut

BRD 2003 (Sie haben Knut) Regie Stefan Krohmer mit Valerie Koch, Hans-Jochen Wagner, Pit Bukowski 107 Min. FSK ab 6 Jahre

Wer bei den Ost-Shows nicht weint und auch "Herr Lehmann" nicht zu seinen Bekannten zählte, fühlt sich vielleicht im WG-Leben der 80ger zu Hause. Grimme-Preisträger Stefan Krohmer komprimiert in seinem Kinodebüt "Sie haben Knut" die Epoche und ihre Wende im Skiausflug einer jungen Clique.

Nadja und Ingo wollen die Ruhe einer abgelegenen Tiroler Skihütte nutzen, um ihre Beziehung zu klären. Aber bald bricht die Volleyball-Gruppe von Nadjas Bruder Knut über sie herein. Mit der typisch ignoranten Gruppen-Glückseligkeit machen sie sich breit. Dass Knut sich nicht angemeldet hat, macht nichts, er ist ja sowieso zu spät. Nachdem alle sich so gut wie möglich eingerichtet haben und die ersten Sym- sowie Antipathien ausgerichtet sind, vermisst man Kurt nun doch und erfährt telefonisch, dass er nach einer Demo festgenommen wurde: "Sie haben Knut". Sofort ist Gruppensitzung angesagt, um Konsequenzen festzusetzen: Soll man solidarisch auf das Skifahren verzichten? Oder zu politischen Aktionen aufrufen? Oder reicht es, jeden Abend über den Kampf gegen die Institutionen zu diskutieren?

Eine gute Erinnerung und spöttischer Witz entblößen die fiesen Mechanismen unter dem Selbstgestrickten der linken Gutmenschen. Vom knuddeligen Kaderführer in Spee bis zum melancholischen Außenseiter und einem Vorläufer der Spaßgesellschaft sind viele histo-soziale Typen ins Retrospiel eingebunden. Die Wehmut verpasster Ziele und besserer Zeiten klingt auch mit. Allerdings fehlt irgendwann wirkliche Dramatik und das Beziehungs-Gekrampfe gerät ähnlich unterhaltsam wie eine WG-Sitzung. So kann man letztendlich die Flucht des Erzählers aus der Hütte und dieser Zeit gut verstehen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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