Sideways

USA 2004 Regie: Alexander Payne mit Paul Giamatti, Thomas Haden Church, Virginia Madsen 126 Min.

Zwei Flaschen auf Weintour. Doch nicht ein Rhein-Mosel-Gelage lässt die Seitenlage von "Sideways" entstehen. Ganz edel möchte der Weinkritiker Miles seinen Kumpel, den Werbe-Schauspieler Jack, vor dessen Hochzeit die Genüsse Süd-Kaliforniens erleben lassen. Doch edel und Jack passen schlecht zusammen. Der Grobian, ein flacher Schwätzer, äußerlich wie ein junger Schwarzenegger, köpft schon auf der Fahrt einen wertvollen Sammler-Champagner und kippt bei den Proben den teuren Tropfen gleich auf Ex - hoffnungslos auf der Suche nach dem Erdbeeraroma. Doch eins kann der noch Junggeselle: Frauen aufreißen. So gut sogar, dass auch noch jemand für Miles abfällt, der seit einer schweren Trennung gar keine Freude mehr im Leben findet. Höchstens tief im Glas ....

"Sideways" war großer Gewinner bei den Golden Globes und auch Kandidat für einige Oscars. Nachdem Alexander Payne Jack Nicholson in "About Schmidt" auf ungeahnt biedere Art schillern ließ, waren alle auf den neuen Payne gespannt und der junge Regisseur enttäuschte nicht. Die sehr menschliche Komödie um die beiden Freunde hat eine Leichtigkeit, die mit der strahlenden Schönheit der kalifornischen Landschaften im Einklang ist.

Paul Giamatti - zuletzt als Comicautor in "American Splendor" brillant - hat etwas von einem Westküsten-Woody Allen in seiner Liebes- und Lebensdepression. Der Pino-Freund und Merlot-Hasser ist ein zwanghafter Zyniker oder Opfer seines eigenen Missmutes. Der steif Verklemmte hat eine Persönlichkeit wie die Pino-Traube: Dünne Haut, schwer zu pflegen. Und dieser Trip macht es nicht viel besser. Jack erweist sich als unverbesserlicher Lüstling, demoliert nicht nur den schönen Saab von Miles, auch dessen zart aufblühende Beziehung zu einer netten Kellnerin muss unter den Sex-Eskapaden leiden. Dabei wurden die ausgetauschten Wein-Metaphern doch immer persönlicher, Miles und Maya (Virginia Madsen) waren sich so in der Einschätzung unromantischer Rieslings eins ...

Zwei Freunde auf verspäteten "Road Trip" - und die Midlife-Crisis fährt auf dem Rücksitz mit. Der Autoren-Kunst von Payne ist anzurechnen, dass soviel Verdruss immer noch als stilles Vergnügen zu genießen ist, von herrlich komischen, mal feucht-fröhlichen, mal wunderbar trockenen Szene ganz abgesehen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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