Sex, Lügen und Video

USA 1989 (Sex, Lies and Videotape) Regie Steven Soderbergh, 101 Min.

Showdown der Gefühle

Steven Soderbergh ist einer der jungen Regisseure, deren Werke zu Beginn des Jahres beim Festival in Cannes laut bejubelt wurden. Neben begeisterten Kommentaren erhielt "Sex, Lies and Videotape" (so der Originaltitel) zwei goldene Palmen: als bester Film und für James Spaders Darstellung des Graham.

John und Cynthia haben ein Verhältnis miteinander. Cynthia und John lügen. Ann und Graham sind ehrlich, aber haben Probleme mit dem Sex. Er ist impotent, sie frigide. Graham und John sind alte Schulfreunde; John und Ann verheiratet; Ann und Cynthia Schwestern. Alles klar? Das mit distanzierter Kamera und ausgefeilt gestalteten Dialogen inszenierte Psychospiel beginnt, als Graham der Einladung seines ehemaligen Freundes John folgt. Schnell stellt sich heraus, daß beider Lebensweisen extrem unterschiedlich sind. Johns Charakter wird durch Graham mit Wortspielen um lawyer und liar (Anwalt/Lügner) auf den Punkt gebracht. Dem Macho im Yuppie-Anzug des Anwalts wird zuerst das Wort "Lügen" des Titels zugeordnet, da er der gestylten Leere des Lebens und den sexuellen Problemen mit seiner Frau durch schnelle Bettabenteuer bei deren Schwester Cynthia entflieht.

Wenn Anns Lösung, die hintergründig komischen Gespräche mit ihrem Psychater als Begleitung zu den Bildern der 'Problemlösung' ihres Mannes zu hören sind, bricht Soderbergh beide Ebenen auf und gibt ihnen auf spannende Weise neue Tiefen. Graham, der Auslöser aller Veränderungen (mit dem Finger auf dem Auslöser seiner Videokamera) ist im Gegensatz zu John weich, lieb, offen und lügt nicht. Sein Probleme sind Impotenz und die Sammlung der Videobänder auf denen Frauen über ihrer Sexualität reden. Es scheint, als entstünden durch Gespräche neue Wahlverwandtschaften, doch die überraschenden weiteren Entwicklungen sollen nicht verraten werden. Von ihnen geht die gröxte Faszination in "Sex, Lügen und Video" aus. Weiterhin wirkt die Konzentration auf die Charaktere und ihre Veränderungen auf eine wohltuend ruhige Art fesselnd. Die voyeuristischen Messieurs werden hier zum Glück enttäuscht, obwohl sich dieses alte, aber hochaktuelle Thema auch auf unangenehme Weise ausbeuten liexe. Denn es gibt nicht nur "Sex, Lügen und Video" zu sehen, Sex auf Video steht auch für andere zwischenmenschliche Beziehungen, die von Neue Medien zer- und ersetzt werden.Günter H. Jekubzik


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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