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September
BRD 2003 Regie Max Färberböck mit Nina Proll, Catharina Schuchmann, Justus von Dohnanyi 109 Min. FSK ab 12
Filmische Solidaritätsadresse
Mit der Halbwertzeit von Themen ist das so eine Sache, auch wenn nach dem Ereignis "nichts mehr so wie vorher" sein sollte, wie zuletzt am 11. September 2001, macht das Wiederholen von eher dummen Phrasen schwerlich einen interessanten Film.
Eindrucksvoll beginnt Max Färberböck seinen Erinnerungsreigen: Bild-Flashes und Soundstücke vom 9/11 drücken einen in den Kinosessel. Dann stellt er seine Menschen vor - wichtigste Eigenschaft: paarig. Dass mit dem Zusammenleben ist aber gar nicht so einfach, und so eskalieren nach dem Zusammensturz New Yorker Hochhäuser in Deutschland die Beziehungsprobleme, die persönlichen Katastrophen. Ob beim übereifrigen Polizisten, der allein erziehend nicht mit seinem Sohn zurecht kommt, bei dem pakistanischen Pizzabäcker, dessen schwangere deutsche Freundin eine Beileidsbekundung für New York verlangt oder bei der zerrütteten Bankerfamilie - man wird den Verdacht nicht los, dass diese Beziehungsprobleme aus dem Vorabendprogramm ebenso Trittbrettfahrer des Anschlages sind wie viele düstere Konzernbilanzen.
Das Nachspielen von "September"-Betroffenheit wirkt 20 Monate später eher peinlich, die in Dialoge gegossenen Gedanken zum Thema sind heikel bis haarsträubend. (Wenn man bei der beliebigen Phrasen-Fülle nach einer Sichtung überhaupt ein Bild erkennt.) Der Klischee-Muslim macht aus der Schwangerschaftsgymnastik eine Vielweiber-Fantasie im Stile der indischen Musicals. Schön zu sehen, aber trotzdem ebenso peinlich wie die Stilisierung von Mohammedanern als bedrohliche Passanten. Die Hetze der Medien, Eltern, die wöchentlich ABC-Übungen in den Schulen verlangen, ein iranischer Hausmeister muss Nachhilfe in Märtyrertum geben. Alles kommt vor, alles wirkt unter einem Magnolia-Nachmachsoundtrack aufgesetzt und falsch. Da waren die Kurzfilme in "11'09'02" viel pointierter und wichtiger. "Es muss doch irgendwas bedeuten für uns alle", schreit eine naive Mutter. Scheinbar MUSS es das nicht zwangsläufig. Schade, dass Färberböck ("Aimée und Jaguar") sein deutlich erkennbares Talent und unsere Zeit für diese filmische Solidaritätsadresse verschwendet.
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