Seabiscuit

USA 2003 (Seabiscuit) Regie Gary Ross mit Tobey Maguire, Jeff Bridges, Chris Cooper 140 Min. FSK ab 6

Wenn ein zu kleines Pferd, ein zu großer Jockey, ein zu alter Trainer und ein vom Schicksal geschlagener Rennstallbesitzer zum Sieg-Team werden, dann ist die Geschichte schon vorher klar. Doch dass Gary Ross (sic!) das Pferdemärchen mit dem Epos eines amerikanischen Wirtschaftwunders aufzäumt, macht "Seabiscuit" richtig interessant.

Viel Sentiment gibt es schon in den losen Fäden der US-Geschichte, die Menschen und Schicksale während der wirtschaftlichen Depression der 30er Jahre zeigt. Vier dieser Lebenswege führen zusammen: Der talentierte aber erfolglose Jockey "Red" (Tobey Maguire), das mindestens ebenso aggressive Pferd Seabiscuit, der unkonventionelle Trainer Tom Smith (Chris Cooper) und der reiche Charles Howard (Jeff Bridges), der seinen Sohn verloren hat, aber einen neuen finden wird. Die Erfolgsstory verläuft relativ konventionell, wenn auch mit Humor und schönen Bildern recht unterhaltsam.

Richtig spannend wird es, wenn man die Moral der Geschichte verfolgt. "Man wirft doch nicht ein ganzes Leben weg, nur weil es ein bisschen beschädigt ist", meint Tom zu einem Pferd mit gebrochenem Bein. Selbst ein lahmer Jockey und ein humpelndes Pferd sollen noch eine Chance bekommen - in einem Umfeld, in dem fast eine ganze Nation eine neue Chance brauchte. New Deal nannte man die weit reichende Arbeitsbeschaffung unter Präsident Roosevelt, man kümmerte sich um die Armen, gab ihnen nicht die Schuld einer von der maßlosen Wirtschaft geschaffenen Arbeitslosigkeit. Es ist eine im heutigen politischen Klima überraschende Lehrstunde des New Deal: Man macht die Gefallenen, die Arbeitslosen, die Kranken, die Schwachen nicht verantwortlich für Konzerne und Regierungen, die Millionen verschleudern.

"Seabiscuit" macht alles so schön einfach und übersichtlich: Selbst beim wilden Ausritt geht es bedeutungsvoll über Gräber, Brücken, Symbole. Doch es ist auch wirkungsvoll: Ein kleines Pferd kommt groß raus; wenn der aufkommende Westen den arroganten Osten fordert, wenn Howard mit Sonderzug zum Triumphzug aufbricht, vereinen große Gesten, pathetische Musik und begeisterte Massen sich zur Nation, die solidarisch ihre zweite Chance ergreift.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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