Schön ist die Jugendzeit

Schweden 1995 (Lust och faegring stor) Buch, Regie und Schnitt: BoWiderberg, mit Johan Widerberg, Marika Lagercrantz, Tomas vonBrömssen, Nina Gunke u.a., 128 Min.

1943 in Schweden: Im Schulunterricht der heftig pubertierendenJungens findet ein reger Informationsaustausch über Orgien undandere Details des normalen Sexuallebens statt. Das ist alles nurangeberische Theorie, doch der fünfzehnjährige Stig wird inden nächsten Woche wie selbstverständlich ins Herz und Bettseiner Lehrerin Viola finden. Die 37-Jährige wirkt mit ihrerOffenheit sehr jung und schön. Niemand dominiert in diesemVerhältnis, "wer zuerst im Bett ist, darf unten liegen!" Solchleichte Geschichten über Sexualität können wohl nurSkandinavier drehen.

Selbst als Stig nach vielen brenzligen Momenten doch von ViolasMann Frank - einem fahrenden Händler für Damendessous -erwischt wird, unterhalten sich die beiden: Stig bekommt eineLimonade und zusammen hören sie dann Musik. Sie lieben halt diegleiche Frau und die gleichen Komponisten - kein Grund fürAggressionen. Frank erweist sich als tragische Gestalt undAlkoholiker. Stig wird zum Tröster und Retter, währendViola ihr jetzt unerfülltes Begehren immer häßlichermacht. Am Ende bringen Liebe und Krieg einiges an Verletzungen. StigsBruder überlebt bei der Marine den 2. Weltkrieg nicht. DochStig, dieser erstaunliche Junge, findet seinen Weg und wächstmit den Ereignissen.

Der Film müßte eigentlich STIG heißen, doch auchdie anderen Figuren bestechen durch ungewöhnliches und dochverständliches Verhalten. Hervorragende Darsteller schaffenGefühl, Humor und Dramatik. Letztere gelang ganz ohnebedrückende Schuldgefühle. Vor allem Marika Lagercrantzspielt Violas zwei Gesichter auf bewundernswerte Weise. Der Wechselder Lehrerin von junger Liebe zu häßlichem Begehren undbesoffener Verzweiflung hätte einen Darstellerpreis verdient.Johan Widerberg (Stig) spielte übrigens nicht zum ersten Malunter seinem Vater. Bei der Berlinale 1996 gab es tosenden Applausund einen Silbernen Bären für den Film.

Günter H. Jekubzik

Fünf schwedische Kronen (von drei Üblichen?)


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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