Sass

BRD 2001 (Sass) Regie Carlo Rola, 112 Min. FSK ab 12

Nach realen Figuren, die in den Zwanziger Berlin unsicher machten, versucht TV-Routiner Carlo Rola seinen Einstieg in das große Historien-Kino: Die Brüder Franz und Erich Sass sind anfangs einfach Automechaniker, die sich gegen die Willkür des Finanzamtes wehren. Ganz pragmatisch holen sie sich ihre Steuerzahlungen aus dem Tresor der Behörde wieder und starten damit eine legendäre Serie von Raubzügen. Der ältere Franz (Ben Becker) hat als Anführer den Weitblick, während der einfältige Mitläufer Erich (Jürgen Vogel) nur technisch begabt ist, aber für den Witz sorgt.

Die Brüder Sass waren Hightech-Gangster in ihrer Zeit, die als erste mit Schneidbrenner und Chemiebuch arbeiteten. Mit typisch Berliner Unverfrorenheit entwischen sie immer wieder der Polizei, werden bald als reiche Helden gefeiert. Sie bleiben auf freien Fuß, obwohl ganz Berlin von ihren neuesten Beutezügen weiß. Trotzdem bleiben sie "einfache Jungs aus Moabit", wie ihr Vater (Otto Sander), ein ehrlich arbeitender Kommunist, meint. Dieser muss jedoch schließlich für die Eskapaden seiner Söhne büssen. Beim letzten Bruch in die Diskonto-Bank des Juden Leon Weiss wird die Geschichte endgültig politisch, die wachsende Macht brauner Nazi-Horden wird in ein dramatisches Finale übersetzt. "Da das Recht jetzt in anderen Händen liegt," gibt auch der langjährige Sass-Jäger Kommissar Fabich das Räuber und Gendarm-Spiel auf.

Rolas Film von Brüdern und Gangstern ist vor allem unterhaltend und spannend mit klasse Dialogen. Die Musik sagt leider zu deutlich und zu früh, was wir fühlen müssen. Dabei fehlen die ganz großen Momente, die sich tief einprägen. Die historische Kulisse macht nicht viel Eindruck, Ýstört aber auch nicht. Vor allem die Präsenz von Ben Becker beeindruckt. Da kann eigentlich nur Henry Bübchen als verbissener Gegner auf Seiten der Polizei mithalten. "Sass" - lange als Rückblende aus dem Gerichtssaal erzählt - ist nicht das Meisterwerk, mit dem man sich bei Festivals schmückt. Aber genau die gelungene Unterhaltung, die eine lebendiges Filmland gut vertragen kann.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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