Ein Schiff wird kommen

BRD 2002 Regie: Pepe Planitzer mit Karl Kranzkowski, Christina Große, Duc Vu Trung, Hermann Beyer 104 Min.

Es geschehen wundersame Dinge und dann sogar Wunder. Mehrere üble Machenschaften kommen zusammen, eine Drogengeschichte, Prostitution, Menschenschmuggel. Und mittendrin der stoische Bruno Winter. Seine Mutter drängt den entlassenen Busfahrer, auf eine Heiratsvermittlung einzugehen. Beim schmierigen Zuhälter Oswald bekommt er gegen eine Menge Geld eine Frau zugeteilt - aus Versehen die Zwangsprostituierte Anita. Die ist gar nicht heiratswillig und versucht nur, der Gewalt Oswalds zu entfliehen, um wieder nach Prag zurückzukehren.

Die weiteren Überraschungen zwischen den Straßen Berlins und einem idyllischen Hinterhof sollen dem Film überlassen werden, denn aus unverbrauchten Ideen und einem zwanglosen Erzählrhythmus gewinnt "Ein Schiff wird kommen" seinen Charme. Da schlüpft ein Kücken aus einer Eierschachtel, steckt ein kleiner vietnamesischer Junge in einem Koffer, kommt eine verspätete Grenzpatrouille der Volksarmee angefahren und man rettet sich auf einem weißen Zirkuspferd in die U-Bahn.

Das muss nicht alles sofort Sinn machen, dank einer sehr passende Besetzung wirken diese Figuren stark, auch wenn sie nicht viel sagen. Denn die Welt in Pepe Planitzers Film wirkt nicht nur durch viele skurrile Momente wie ein seltsames Berliner Wunderland, es werden auch kleine, feine Nachbeben der Wiedervereinigung und anderer sozialer Erdverschiebungen aufgezeichnet.

Pepe Planitzer, der Defa-Produktionsmanager war und ab 1991 an der Filmhochschule Babelsberg Regie lernte, brauchte selber viel Geduld, um sein Kinodebüt zu verwirklichen. So bediente er sich des Pseudonyms F. O. Spoonman für die Autorenschaft, um bei den Produzenten und Sendern aus der Kiste "Autorenfilmer" heraus zu kommen.

www.ein-schiff-wird-kommen.de

 


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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