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Die Schläfer (Pro7, 22.11.98)

BRD 1998 (Die Schläfer) Regie Roman Kuhn, 90 Min.

Bilder wie ein Faustschlag, Bilder wie eine sanfte Frühlingsbriese. Das kann er, der Werbefilmer Roman Kuhn - werden nun alle Rezensenten sagen. Er beherrscht das C&A der Erzeugung eindrucksvoller Bilder und bewegender Clips. Aber reichte es auch für die Spielfilmlänge?

Voll durchgestylt tauchten uns "Die Schläfer" in das eiskalte Blau einer Psychiatrie. Claire (Gesine Cukrowski) verlor ihr Gedächtnis, Erinnerungen blitzen ihr nur unter Wasser auf. So wie bei der Ostsee-Insel, zu der sie flieht, mumifizierte Wasserleichen anschwemmten. Ohne Erinerung irrte Claire nun zwischen merkwürdigen Inselbewohnern, den Nachkommen früherer Piraten, umher - wie eine Nichtschwimmerin im Haifischbecken. Als sie entdeckte, daß hier "Republikflüchtlinge" von mörderischen Fluchthelfern auf den Meeregrund statt zu den rettenden Westschiffen befördert wurden, hatte sie selbst schon das todbringende Senkblei am Fuß.

Unkonventionell, und enorm eindrucksvoll startete Roman Kuhn. Ein Videoclip mit schnellen Schnitten, ausgewählten Bildern. Manche Momente wirkten wie Kopien aus sattsam bekannten Werbeclips. Mutige Stilmittel wie ein irritierendes Bildflackern kreierten ästhetisch (elektronisch) eine Filmversion des Computer-Abenteuers Myst. Zwischendurch war noch Zeit, den Fakten, Fakten, Fakten-Markwort im Stile des Focus-Spots zu parodieren. Im Finale bekam dann die konventionellen Erzählung mehr Raum, geheimnisvoll und schaurig kam das Grauen an die Oberfläche. "Die Schläfer" waren eine hervorragende Eigenwerbung für das filmische Talent Kuhn. Vielleicht sollte er sich noch einen Ko-Autor für Figuren und Dialoge an Land ziehen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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