Der Sohn der Braut

Argentinien 2001 (El Hijo de la Novia) Regie: Juan José Campanella Mit: Ricardo Darín (Rafael Belvedere), Héctor Alterio (Nino Belvedere), Norma Aleandro (Norma Belvedere), Eduardo Blanco (Juan Carlos), Natalie Verbeke (Naty), Gimena Nóbile (Vicky), Claudia Fontán (Sandra), David Masajnik (Nacho), Atilio Pozzobón (Francesco), Salo Pasik (Daniel) 124 Min.

Rückbesinnung auf verlorene Werte beginnt im Film meist dramatisch: Ein Herzinfarkt streckt den 42jährigen Rafael, den "Sohn der Braut", nieder. Es war einfach zu viel: Das schlecht laufende Restaurant in Buenos Aires, die Beziehung zur jüngeren Naty, die Tage mit seiner kleinen Tochter aus einer früheren Ehe und vor allem die unter Alzheimer leidende Mutter, die Rafaels Vater Nino endlich auch kirchlich heiraten will. Das haben die beiden nämlich vor 44 Jahren vergessen und nun hat es sich Nino in den Kopf gesetzt, dies ausgerechnet in Italien nachzuholen.

Bislang hat Rafael seine Mutter im Heim nur zum Geburtstag besucht. Mit seinem Handy sprach er dagegen fast durchgehend. Das einzige Glück findet der gehetzte Restaurantchef anscheinend in der Vergangenheit, in Tagträumen, die einen jungen Rafael als tapferen Zorro zeigen. Nun liegt der gestresste Mensch unserer Zeit gar nicht heldenhaft flach und muss auch noch den Besuch eines aufdringlichen alten Freundes ertragen. Aber wie oft vereinigt so eine "Filzlaus" schlechtes Gewissen und die Lösung für viele Probleme in sich.

Nachdem "Der Sohn der Braut" in Argentinien und Spanien ein großer Erfolg war, eroberte er als Oscar-Kandidat des Landes international die Herzen. Regisseur Juan José Campanella erzählt seine gefühlvolle Geschichte mit Humor und genauem Blick auf die Figuren. Dabei wurden Elemente dieser Geschichte durchaus schon in vielen TV-Soaps durchgenudelt. Die Balance zwischen Klischees und feinen Nuancierungen, die dieser Film versucht, muss jeder für sich selbst begehen. Auf jeden Fall ist "Der Sohn der Braut" nicht die übliche Komödien- und Familien-Kost. Der argentinische Erfolgsfilm verbindet passend zur Jahreszeit leichte Unterhaltung und Nachdenken über den Sinn all unserer Geschäftigkeit.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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