Der Schatzplanet

USA 2002 (Treasure Planet) Regie: Ron Clements, John Musker 95 Min.

Aus alt mach neu: Ein holografisches Buch erzählt die Geschichte von der Schatzinsel, dem tapferen Jungen Jim und dem düsteren Piraten John Silver. Die Spannweite zwischen altem Seemannsgarn und zukünftigen Welträumen befährt auch das waghalsige Zeichentrickabenteuer "Der Schatzplanet".

Jim surft als einsamer, allein erzogener Junge von einem Vergehen zur nächsten Überschreitung. Die gute Mutter verzweiftelte völlig, wäre sie nicht schon mit ihrem alt-britischen Gasthaus überfordert. Als eines Tages ein Fremder - fremdes Wesen sowieso - vor dem Haus strandet, erhält Jim eine Kugel, die - mit Fingern, die an Rubiks Cube geübt sind - eine holografische Sternenschatzkarte in den Raum leuchtet.

Mit dem ebenso zerstreuten wie ungeschickten Astronomen Dr. Doppler heuert der Junge ein Raum-Schiff an, um den sagenhaften Schatz zu heben. Doch noch bevor die Sonnensegel gesetzt werden, fällt die üble Crew auf, die ebenfalls hinter dem Plan her ist. Bald nimmt sich jedoch John Silver, der eigentlich gutherzige Anführer des Räuberhaufens, wie ein Ersatzvater des Jungen an. So kann Jim der Meuterei entkommen und auf den Schatzplaneten fliehen ...

Schon "Star Trek: Treffen der Generationen" spielte mit alten Segel-Metaphern und -Ritualen, die noch in den modernsten Raumschiffen stecken. Captain Picard übernahm in einer Freistunde auf dem Holodeck mit besonderem Vergnügen die Leitung eines Segelschiffs. Die gute alte "Schatzinsel"-Geschichte von Robert Louis Stevenson eignet sich ebenfalls vortrefflich, mit rasanten Skysurf-Einlagen und vielen technischen Gimmicks cybermäßig aufmotzt zu werden.

"Der Schatzplanet" ist raffiniertes Vergnügen, gute Unterhaltung zwischen altmodischer Geschichte und rasanten Computergames. Wie immer bei Disney amüsieren viele bunte und alberne Gestalten, als "Sidekicks" bekommt Jim das kleine, quirlige Morph mit, das sekundenschnell seine Gestalt wechselt, sowie Ben, einen redseligen, durchgeknallten Roboter ohne Verstand. Wenn man unbedingt mäkeln will, dann vielleicht über eine zu große Vielfalt von Zeichenstilen bei den verschiedenen Typen. So sind manche Bilder nicht aus "einem Guss", doch in der unendlichen Weite des Alls können schon mal ein paar andere Texturen vorkommen.

Das Wiedererkennen beschränkt sich im "Schatzplanet" nicht nur auf die x-mal verfilmte Schatzinsel-Story, es steckt auch eine ganze Menge Heute in den Bildern. Jims Texte erzählen von dem zweifelnden, haltlosen, mit Gesetz in Konflikt geratenen Jugendlichen. Mutters Inn bevölkern zahllos Gestalten und Aliens wie das Star Wars-Gasthaus. Die vertraute Mondsichel erweist sich allerdings als überfüllter Weltraumhafen. Dass nicht alles ist, was es scheint, mag die mutigste Qualität des unorthodox, aber auf erfrischende Weise effektiv erzählten Disney sein.

http://www.disney.de/schatzplanet


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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