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Roter Drache
USA 2002 (Red Dragon) Regie: Brett Ratner Mit: Sir Anthony Hopkins, Edward Norton, Ralph Fiennes 124 Min. FSK: ab 16
Die Vorspeise zu den Hannibal Lecter-Filmen ("Schweigen der Lämmer", "Hannibal") und gleichzeitig das aufgewärmte Remake des Michael Mann-Films "Manhunter" (dt. Titel: Blutmond), der auf dem gleichen Roman von Thomas Harris basiert: "Roter Drache" ist mit seiner eindrucksvollen Besetzung ein ebenso geschickt getimtes wie überflüssiges Produkt.
Den Vorsitzenden eines großen Orchesters serviert Hannibal im Jahr 1980 die Innereien eines miesen Flötisten und wird darauf erstmals gefasst. "Roter Drache" setzt chronologisch vor "Schweigen der Lämmer" an, benutzt dabei den inhaftierten Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) vor allem als Angst einflössenden Stichwortgeber. Der FBI-Agent Will Graham (Edward Norton) bedarf seiner Hilfe, um einen Mörder zu fassen, der immer bei Vollmond eine ganze Familie grausam ermordet. Graham kann zwar sein Talent einsetzen, sich in die Psyche verrückter Killer zu versetzen, doch er übersieht das entscheidende Detail, während nur noch drei Wochen Zeit bis zum nächsten Vollmond ist.
Vom Stoff her ist der Thomas Harris-Roman eine frühe Variante des verrückten Serienmörders, dieses extrem unangenehmen Sujets, das sich seltsamerweise als Kinoattraktion hält, obwohl der gemeine Autofahrer im realen Leben wesentlich mörderischer ist. Doch zentral steht die Perspektive des psychisch angeschlagenen Ermittlers Graham. Die Perspektive des Zahnfee genannten Mörders wird erst spät und grob eingezwängt. Auch anfängliche Schockmomente wirken wenig elegant. Schon bald wird der Unterschied zum "Manhunter" klar: Als der junge Ruheständler Graham vom Kollegen Jack Crawford (Harvey Keitel) den Fall angeboten bekommt, bleibt sein Zögern lächerlich kurz. Bei Michael Mann kämpfte hier noch ein Mann mit den Monstern der Vergangenheit. In der reibungsarmen Story-Mechanik von "Roter Drache" beteiligt sich letztendlich sogar die Familie Grahams am Töten - bedenkenlos und ohne eine Wahl, wie es der amerikanische Film so gerne konstruiert.
Das erlesene Team - Kameramann Dante Spinotti, Komponist Danny Elfman - und die grandiose Besetzung - bis in die kleineren Rollen von Mary-Louise Parker, Emily Watson und Philip Seymour Hoffman - legen hauptsächlich solide Arbeit hin, großartige Momente sind nicht zu entdecken. Vor allem die Beziehung zwischen dem in seiner Kindheit verletzten und unsicheren Mörder und seiner blinden Kollegin (Emily Watson) birgt Spannung, die aber im Gegensatz zu der ersten Verfilmung von Michael Mann im Dienste der hektischen Verbrecherjagd abbricht. Regisseur Brett Ratner wurde mit "Rush Hour" berühmt. Grob nivelliert er diesmal die Abgründe des Stoffes zu einem mittelmäßigen Serien(killer)-Produkt.
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