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Roger & Me
USA, Regie Michael Moore
Roger ist nicht Roger Rabbit und Flint nicht der Heimatort der Flintstones, der deutschen Familie Feuerstein. Aber auch wenn Flint ganz unspektakulär nur die Geburtsstadt von General Motors und Roger Smith Vorsitzender dieses Industriegiganten ist, erinnern die tragisch-komischen Helden in "Roger & Me" stark an Donald oder Duffy Duck. Doch es sind richtige Menschen, die durch eine sehr große Lücke des in den USA locker geknüpften Sozialen Netzes gefallen sind und am Boden liegend immer neue (Schicksals-)Schläge abbekommen. Der Humor entsteht durch die bitter-böse Ironie mit der "Me", der Regisseur Michael Moore, diese Menschen in seinem eigenwilligen Dokumentarfilm präsentiert.
Flint/Michigan, lebte mit seinen 150.000 Einwohnern gänzlich von und für General Motors. Auch alle Familienangehörigen von Michael Moore verdienten dort ihr Geld, bis 1987 die Produktion in Billiglohnländer verlagert wurde und 30.000 Menschen auf der Straße standen. Um die katastrophalen Folgen für die ganze Stadt abzuwenden, will Michael Moore, bewaffnet mit seiner Kamera, Roger Smith zur Rede stellen. Zwischen die Bilder der Suche durch Clubs, teure Restaurants, Villenviertel und schillernde Firmen-Paläste wird immer wieder das zunehmende Elend Flints geschnitten. Kontrastmontage wie sie gemeiner kaum sein kann:
Alte Damen, nur noch von ihrem Luxus auf den Beinen gehalten, geben auf dem Golfplatz kund, daß jeder der arbeiten wolle, auch eine Arbeit findet. Schnitt: Ein kleiner Junge sieht zu, wie die Wohnung seiner Familie zwangsgeräumt wird, die Möbel stehen mangels Transportwagen am Straßenrand. Ein riesiges Hotel wird eröffnet. Die Zimmer sind so teuer, daß sich kein Einwohner Flints dort eine Nacht leisten kann. Schnitt: Ratten laufen durch die Straßen. Der Nachrichtensprecher liest: "Die Zahl der Ratten hat die der Einwohner um 50.000 überschritten." Roger Smith feiert mit der Konzernspitze Weihnachten. Schnitt: Möbel auf der Straße, Zwangsräumung. "Heute wegen der Festtage nur vier statt der durchschnittlichen zwölf", erzählt der zuständige Sheriff, der auch nur seinen Job erledigt.
Die Stadtverwaltung versucht die Talfahrt zum miesesten Ort des Landes zu stoppen. Der Freizeitpark "Autoworld" soll Touristen anlocken, aber die lächerlichen Attraktionen verstauben schon bald unter Ausschluß der uninteressierten Öffentlichkeit. Abgehalfterte Entertainment-Stars halten die Moral hoch, doch die Gesichter der Aufzumunternden bleiben verschlossen wie die zugenagelten Geschäfte und Fassaden im Zentrum.
Als Melodram wäre dieser Bericht vom Schlachtfeld des allzu freien Unternehmertums unerträglich. Michael Moore bietet das Lachen -auch über die Betroffenen- als Ausweg an und schuf so einen 'Problemfilm', der sein Publikum unterhält und begeistert. "Roger & Me" schlug an den US-Kinokassen viele große Spielfilmproduktionen.
Eine Kritik von Günter H. Jekubzik
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