Roberto Benignis Pinocchio

Italien 2002 (Pinocchio) Regie Roberto Benigni, 111 Min. FSK ab 6

Pinocchio und das Monster

Vom Regisseur von "Das Leben ist schön" - so bewirbt man diesen unsinnig teuren Film. Roberto Benigni ist aber auch der Regisseur von "Das Monster", einer furchtbar albernen, überdrehten und altmodischen Klamotte. Und genau diese Worte passen auch zum verunglückten Gliederwerk namens "Roberto Benignis Pinocchio".

Schon als Baumstamm poltert der zukünftige Pinocchio endlos überzogen und nervig laut durch romantische Dorf-Kulissen. Ja: Baumstamm! Ein Holzscheit wäre zu bescheiden und Benigni macht sich gar nicht erst die Mühe eine Verwandlung von der Holzpuppe zum belebten Wesen zu inszenieren. Benigni ist von Anfang an Pinocchio. Pinocchio, in einem Harlekinkostüm mit Kartoffeldruck, ist immer nur Benigni und der gibt seiner hölzernen Figur ab dem ersten Moment die Sporen des Slapstick und der Albernheit. Das Schema seines "Humors" ist das Prinzip Hampelmann geklont mit der nerv-tötenden Penetranz eines Lachsacks. Das Schema der unangenehm altmodischen Geschichte ist die brutale Verformung eines ganz normalen Kindes, das bei der kleinsten Übertretung sinnloser Regeln grausam bestraft wird, bis es nach einem moralinsauren Erziehungsprogramm ein "braver Bub" geworden ist.

Nahe an der Originalgeschichte von Carlo Collodi aus dem Jahre 1881 bewegen sich die Abenteuer Pinocchios, die am ehesten durch Disneys Zeichentrick bekannt sind: Die Holzpuppe des Schreiners Gepetto lässt sich immer wieder zu Streichen und Lügen verführen, wobei die Blaue Fee (Benignis Gattin Nicoletta Braschi) dafür sorgt, dass Pinocchios Nase bei jeder Unwahrheit wächst. Die repressive Gesellschaft mit Gendarmen und anderen Obrigkeiten formt mit Kinderarbeit und anderen Grausamkeiten aus dem ungehobelten Kind schließlich einen guten Sohn für Gepetto.

Anfangs ziehen digitale Ratten die märchenhaft weiße Kutsche der Blauen Fee durchs Bild. Dante Spinotti kann warme Landschaftsbilder und heimelige Märchenszenen filmen. Die Musik Piovanis klingt nach großen Gefühlen, Ýbringt etwas Seele in dieses klapperige Klamauk-Gerippe. Denn der für sagenhafte 47 Mio. Euro produzierte Rest ist bunt, laut und ohne Fantasie. Nur der Jahrmarkt im Faulenzerland macht etwas Eindruck. Fellini, der mit Benigni einst "Die Stimme des Mondes" drehte, hätte das ganze für ein Taschengeld ungleich traumhafter inszeniert. Aber die beiden Italiener sind nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt. Der ungezügelte Schauspieler Benigni braucht die harte Hand eines besseren Regisseurs oder eine außergewöhnlich gute Story. So kommt "Roberto Benignis Pinocchio" ziemlich fantasielos daher, lässt offen, was uns diese Geschichte heute sagen soll. Da erweist sich Spielbergs "AI - Künstliche Intelligenz" als der wahre Pinocchio unserer Zeit.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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