Ray

USA 2004 (Ray) Regie: Taylor Hackford mit Jamie Foxx, Kerry Washington, Clifton Powell 152 Min. FSK ab 12

Ray Charles gehört zu den am meisten unterschätzen Musikern unserer Zeit. Nur einige der bekannten Ohrwürmer des blinden Pianisten und Komponisten ("Hit the Road Jack", "Unchain My Heart" oder "I Can't Stop Loving You") verbindet man tatsächlich mit ihm. Von seinem Engagement für die Gleichberechtigung der Schwarzen in den USA wissen nur wenige. Vieles davon erzählt diese reiz- und schwungvolle Biographie, die sogar noch den Segen der am 10. Juni 2004 verstorbenen R&B-Legende erhielt.

Schon die ersten Schritte dieser Karriere hätten das Ende sein können: Den blinden, jungen Schwarzen will der Busfahrer nicht mitnehmen. Wer soll sich denn um ihn kümmern? In der Clubszene von Seattle, wo der siebzehnjährige Ray Charles im Jahre 1947 landet, wollen sich bald viele um ihn kümmern, vor allem um das Geld, das dies junge Genie spielend reinbringt. Doch die harten Lebensregeln der Mutter zahlen sich aus. So will Charles auf den vielen Tingeltouren durchs Land immer mit Dollarnoten entlohnt werden - die kann er genau nachzählen.

Dass er seinen Weg mit einem tastenden Blindenstock und anhand der zurückschallenden Echos machen wird, ist rückblickend bekannt. Auch dass Ray Charles Rhythm & Blues mit Gospeltexten beseelte und aus der neuen Musik schließlich Pop für Schwarze und Weiße machte, gehört zur Musikgeschichte. Doch mit wie viel Bitterkeit und zu welchem Preis der kleine Junge sich aus dem armen Süden der USA hoch kämpfte, lässt dieser Film-Ray Charles ergreifend miterleben. Die Legende wird grandios unsichtbar gespielt von Jamie Foxx ("Collateral"), es sind seine Tränen der Sehnsucht nach der Mutter, die alles für ihn opferte. Seine Alpträume vom Tod des kleinen Bruders - eine Schuld, die den ansonsten so starken Charles an die Nadel brachte. Das macht auch die vielen Verhältnisse mit Frauen, die zunehmende Härte gegenüber den alten Freunden verständlich. Er bricht Herzen, auch bei den Freunden seines ersten Plattenlabels Atlantic Records. Er verkauft sich an weiße Clubs und den Konzern ABC. Aber er weigert sich schließlich, in Georgia aufzutreten, weil Schwarze dort nicht in die Säle dürfen. Dass man seinen Bann nach Jahrzehnten aufhob und Charles mit seinem Song "Georgia on my mind" im Staatsparlament geehrt wurde, gehört zu den vielen bewegenden Momenten der Biographie.

Regisseur und Autor Taylor Hackford ("Im Auftrag des Teufels", "Offizier und Gentleman") begeistert vor allem mit atmosphärisch dichten Rückblenden zur elenden und doch liebevollen Kindheit im Süden. Das klassische Medley aus biographischen Ereignissen und den passenden Songs wird mit viel Stil präsentiert, dazu gibt es einen wunderbaren Score von Craig Armstrong ("Moulin Rouge").

http://movies.uip.de/ray/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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