Sokurov - Filme

Von Günter H. Jekubzik

Aachen. Am zweiten Wochenende der Filmreihe zum "Umbruch und Neubeginn des russischen Kinos der 90er Jahre" werden Freitag und Samstag im "Space" des Ludwig Forums zwei neue Spielfilme gezeigt.

Aleksandr Sokurov, dessen "Elegie aus Rußland" am Samstag (20 Uhr, Original mit deutschen Untertiteln) läuft, gehört mit seinem Schaffen weltweit zu den aktuell interessantesten Regisseuren. Sokurov wuchs in Sibirien als Sohn eines Offiziers auf. Schon früh wurde er als Nachfolger Andrej Tarkowskijs bezeichnet, den er wegen seiner "Loyalität gegenüber der russischen Kultur verehrt".Sokurov sagt selber, seit ihrer Begegnung bei der Arbeit an Sokurovs erstem Spielfilm "Die einsame Stimme des Menschen", fühle er sich zu Tarkowskij hingezogen, "wie ein Engel zu den Wolken." Der 1951 geborene Sokurov bekannte sich im kommunistischen Rußland zur Religiosität und weigerte sich, systemkonforme Filme zu drehen. Nach ersten Arbeiten beim Lokalfernsehen der Stadt Gorki und einem Studium an der dortigen Historischen Fakultät kam er 1979 zu den Leningrader Lenfilm-Studios. Für das System schwierige Autoren wie auch Kira Muratowa fanden dort Unterschlupf. Doch alle seine Filme konnten erst 1986 öffentlich vorgeführt werden. Die Bedeutung von dem jetzt wieder Petersburg genannten Leningrad als Zentrum neuer Entwicklungen des russischen Films zeigt sich im russischen Filmprogramm des Ludwig-Forums auch an der Herkunft Debischevs (Zwei Kapitäne) und an dem ebenso wie "Elegie aus Rußland" bei Lenfilm entstandenen "Nikotin" von Ivanov.

Oft finden sich bei Sokurov religiöse Themen, auch der Tod wird immer wieder reflektiert. So kann die ganze "Elegie aus Rußland" - eine von mehreren 'Elegien', die Sokurov realisierte - als der Moment des Todes betrachtet werden, als das sprichwörtliche Leben, das in diesen Sekunden vor den Augen abläuft. Die "Elegie aus Rußland" ist unter Sokurovs letzten Arbeiten die ästhetisch zugänglichste. Ruhig lassen sich die meditativen Panoramen geniessen, die Kinderheitserinnerungen oder Träume von einer anderen Welt sein können. Die stilisierten, rätselhaften Bilder aus "Kamen" (Der Stein) oder "Tichie Stranicy" (Verborgene Seiten) tauchen seltener auf. Trotzdem gehören Sokurovs Bilder zu dem Eindrucksvollsten, was das internationale Kino zur Zeit bietet. Mit großer emotionaler Kraft graben sie sich tief ins Gedächtnis ein. Ohne ein Bild zu zeigen, beginnt "Elegie aus Rußland" mit minutenlangen schweren Atemzügen, die jede Aufmerksamkeit bannen.

Die "Moskauer Parade" handelt vom Moskau der Dreißiger Jahre, feiert das Zentrum des internationalen Kommunismus in ungewöhnlicher Weise. Nicht als ein Klagelied über den Stalinismus, sondern als ein übertriebener, barocker Rausch enthüllte Regisseur Ivan Dychovitschny das "Phänomen der freiwilligen Sklaverei" in dieser russisch-französischen Koproduktion aus dem Jahr 1992.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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