Aachen/München. Gleich zwei große Premieren erlebt die aus Aachen stammende Regisseurin Katinka Feistl dieser Tage - um hat vor lauter neuen Projekten keine Zeit, die ganze Aufregung zu genießen.

Nach ihrem ersten Kinostart mit "Bin ich sexy?" letzte Woche gab es nun auch die Premiere ihres Abschlussfilms "Siehst du mich?" auf dem Filmfest München, dort wo letztes Jahr "Bin ich sexy?" seine Erfolgsgeschichte startete.

"Das ist alles sehr aufregend und unwirklich", erzählt Katinka Feistl in einer kurzen Schreibpause in Berlin. "Ich habe so viel Arbeit, dass ich es gar nicht richtig mitbekomme." Nach einem Jahr in dem die junge Regisseurin zwei Filme drehte, war sie völlig erschöpft. Zuerst wollte sie ein Jahr Pause machen, nur neue Drehbücher schreiben. Doch bald wurde sie unruhig und im September gibt es wieder einen neuen Dreh. Katinka Feistl bereitet als Regisseurin und Ko-Autorin ein "Großes Fernsehspiel" für das ZDF vor. Unter dem (Arbeits-) Titel "Krieg der Frauen" geht es um zwei Mütter. Die eine macht allein erziehend Karriere, die andere ist "nur" Mutter und Hausfrau. Im Verlaufe der Geschichte werden sie ihre gegenseitigen Missverständnisse abbauen.

Doch erst ist sie gespannt, ob "Bin ich sexy?" die Menschen in den Kinos "genau so berührt wie auf Festivals". Denn nach dem Euregio-Filmpreis wurde das "Kleine Fernsehspiel" fast überall ausgezeichnet und gefiel in San Fransisco dem Publikum besser als "Das Wunder von Bern" und "Der Untergang". Dabei war die Geschichte des pummeligen Mädchens, das Modell werden will, "nur" eine Auftragsarbeit vor ihrem Abschlussfilm an der DFFB (Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin), wo aus Kathrin Feistl Katinka wurde. Sie sagte zu, "weil ich das Drehbuch ansprechend fand und die störrische Hauptfigur, die sich zutraut, was ihr sonst keiner zutraut." Das Bild ihrer frechen Titelheldin ziert jetzt die renommierte Filmzeitschrift "film-dienst". Mareike hat es zumindest zum Covergirl gebracht!

Das Thema des Abschlussfilms "Siehst du mich?" klingt ähnlich: Es ist die Geschichte der pummeligen Tiffany (Victoria Gabrysch), die gegen eine schematische Gesellschaft tadellos schlanker Schönheit durch die Liebe lernt, sich selbst und ihren Körper zu akzeptieren und so ihren eigenen Weg findet. Eigentlich will Katinka nicht in eine Frauenfilmschiene geraten, "obwohl das beim Fernsehen gar nicht so schlecht ist". Auch denkt sie nicht in Kategorien von TV und Kino, "ich kann das gar nicht so trennen." Passend könnte auch "Siehst du mich?" erst im Kino laufen, bevor ihn das ZDF zeigt.

Während Katinka als Autorin an einem Tatort arbeitet, lassen ein paar Minuten Interviewpause doch etwas Zeit für ein Resümee des rasanten Karrierestarts: Sie hängt an ihren Frauenfiguren, weil sie auch unheimlich kämpfen musste, um ihren Film-Traum zu verwirklichen. Viele miese Jobs, viel Unbezahltes liegt hinter ihr und immer wieder Leute, die meinten "Das schafft du nicht". Jetzt schafft sie spielend, wovon andere nur träumen, macht den zweiten (Kino-) Film vor dem ersten (Abschluss-) Film und kann sich vor Arbeit nicht mehr retten: "Ich bin mit meinem Kopf schon beim nächsten Film. Ich habe keine Zeit, das wahrzunehmen ..."


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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