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Polish Wedding

USA 1997 (Polish Wedding) Regie Theresa Connelly, 106 Min.

Übersüßer Mariengesang, wunderbare Madonnenbilder - schon im Vorspann wird klar, daß hier ein Film daherkommt, an dem der Pabst seine Freude hätte! Doch ist der Spaß um die polnischstämmige Großfamilie Pszoniak ernst gemeint oder durchzieht leichte Ironie das Streiten und Lieben?

Das harte Arbeitsleben der Pszoniaks zeigt sich in sehr schön gestylten Bildern. Nach seiner Nachtschicht läßt Bolek (Gabriel Byrne) die polnischen Weisheiten eines stillen, gealterten Bäckers ab, während der Familienrest mit einem chaotischen Frühstück in den Tag startet. Vier wilde Söhne und die abenteuerlustige Tochter Hana gibt es, im Haus lebt auch schon eine Schwiegertochter mit Enkel. Daß Sofie kein zweites Kind bekommen will, ist für die gebärfreudige Jadzia (Lena Olin) absolut unverständlich. Sie, die "Miss P", die Familiendrohne, steht beherrschend über allen und allem, es ist ihr Haus, ihre Familie und ihr ganzer Stolz. "Making life and love - that's my religion!" Auch als Putzfrau mit wenig Schlaf hält sie ihren Kopf aufrecht, und es ist nachvollziehbar, wie sehr ihr bärtig-bäriger Liebhaber Roman von dieser Frau angezogen wird. Immer wenn Jadzia die Uniform für den Abend der polnischen Frauenliga anlegt, wird ihr Mann Bolek noch stiller. Auch die schöne, blonde Hana (Claire Danes) schleicht sich abends aus dem Haus, spielt mit Jungens und Männern, kriecht dann wieder durch den Keller zurück.

Dabei wurde gerade Hana auserwählt, als Jungfrau die Marienprozession der Gemeinde anzuführen. Doch mit den Gefühls- und den Glaubensdingen gibt es viele Probleme. Die Frauen sind besonders froh über ihr erstes Kind, denn nur als Schwangere können sie ihre Liebhaber zu Ehemännern machen. Liebe kann in dieser Konstruktion nie das Motiv für eine Heirat sein: Eine Krux des Mutterwesens.

Während sich die Situation zwischen Jadzia und ihrem leidend liebenden Mann zuspitzt, wird Hana schwanger. Weder zärtliches Säuseln noch handfeste Drohungen der kräftigen Brüder können den zukünftigen Kindsvater zu Ehepflichten überreden. Doch am Ende wendet sich alles. Das alte Paar scheint seine eingefahrenen Gleise verlassen zu können - eine ganze Speisekammer voller eingelegter Gurken wird plötzlich ebenso unnütz wie der tradierte Lebensentwurf. Ein neues Paar startet jedoch in derselben Spur.

"Polish Wedding" liefert ein eindrucksvolles Ensemblespiel mit den herausragenden Lena Olin (Jadzia), Gabriel Byrne (Bolek) und als Hana Claire Danes, die im letzten Jahr schon als junge Verliebte in "Romeo & Julia" verzauberte. Dazu betörende Bilder wie Hanas Abtauchen in den reinen weißen Wäschekeller. Doch die marienschwangere Moral der Story verärgert furchtbar: Anfangs spottet der Film noch der selbstüberzeugten, extravaganten Gebärmaschine Jadzia. Deutlich leidet ihre Umgebung: der Ehemann unter den Seitensprüngen, die Schwiegertochter unter dem Fortpflanzungsdruck. Doch dann wird nach nur kleinen Veränderungen scheinbar alles gut. Der Marienkult geht in die nächste Generationenrunde. Vielleicht findet Aufklärung ja in 10 - 15 Jahren statt.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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