Paradiso

BRD 1999 Regie Rudolf Thomé, 102 Min.

Abseits der großen Aufgeregtheiten des Kinobetriebes gibt es besonnene Geister, die mit viel Ruhe ihre Geschichten erzählen. Der deutsche Regisseur Rudolf Thome gehört zu ihnen und feierte im vergangenen Jahr auf zweifache Weise einen sechzigsten Geburtstag.

Zu seinem Sechzigsten will der Komponist Adam Bergschmidt (Hanns Zischler) noch einmal die sieben wichtigsten Frauen seines Lebens wieder sehen. Es ergeben sich ganz einfach - wie der Untertitel sagt - "Sieben Tage mit sieben Frauen". Bevor jetzt das falsche Genre erwartet wird: Thome ist mit mittlerweile 61 Jahren ein Regiesenior des deutschen Films, der am ehesten mit den film-philosophierenden Franzosen wie Rivette oder Rohmer verglichen werden kann. Seit er Anfang der Siebziger Jahre mit "Rote Sonne" ein wenig populär wurde, erzählt er weiter konzentriert und unvergleichlich leicht von Begegnungen zwischen Männer und Frauen.

Nun erlebt Adam eine Wiederbegegnung mit seiner ersten Liebe (Irm Hermann), seinen Ehefrauen und den Frauen, mit den er diese betrogen hat. Dem gesetzten Mann gelingt es, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für eine Weile um sich zu versammeln. Adam findet sein Paradies - eine Altherren-Utopie, kaum getrübt durch kleine Eifersüchteleien. Nur der Hass seines vernachlässigten Sohns will zu einer Männerfreundschaft gewandelt werden.

"Paradiso" entstand als Gegenfilm zu Angelopoulos schwermütiger Altersgeschichte "Die Ewigkeit und ein Tag". Thome erzählt alles mit verspieltem Ernst. Bedeutungsschwangere Namen oder die Schlange erweisen sich als völlig harmlos, die einzige Bedrohung stellt ein möglicher Disney-Park in der paradiesischen Heidelandschaft dar. Nachrichten von der Bombardierung Jugoslawiens bleiben im Fernsehen. "Paradiso" gewinnt seinen Charme auch als Schauspielerfilm, dessen Ensemble zur Berlinale den Darstellerpreis erhielt. Die enorme Gelassenheit des Rückblicks ist typisch für Thome und trotzdem ein kleines, idyllisches Wunder. Ganz wie dieser Film.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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