Der Puppenspieler
Taiwan 1993 (XIMENG RENSHENG./ PUPPET MASTER, THE) Regie Hou Hsian Hsien, 142 Min.
Der Puppenspieler Li Tien Lu, geboren in Taiwan vor dem Ersten Weltkrieg, erlebte die japanische Besetzung und die amerikanische Bombardierung seines Landes. Mit 84 Jahren faßt Li Tien Lu nun sein Leben zusammen, erzählt vor der Kamera und mit seiner Stimme hinter den schönen, ruhigen Bildern von Hou Hsian Hsien von der Zeit zwischen 1909 und 1945. Nicht die großen, geschichtlichen Ereignisse erhalten den meisten Raum, in einer Art persönlicher Auswahl der Erinnerung, werden auch kleine Momente erzählt.
Wieder berichtet Hou Hsian Hsien taiwanesische Geschichte ("Stadt der Trauer"), große Tiefenschärfe ermöglicht ruhiges Betrachten, ein Suchen und sich Verlieren in der Geschichte Li Tien Lus, so daß nach 142 Minuten die Zeit zu schnell vergangen ist, Sehnsucht nach Fortsetzung der Erzählung zurückbleibt.
In "Der Puppenspieler" gab Hou Hsiaosian in einer Mischung aus epischer und fragmentarischer Erzählform ein Stück taiwanesischer Geschichte wieder.Faszinierend auch die Puppenspiel-Szenen, zuerst von der Zuschauerposition gesehen, dann von der Seite und später mit vollem Einblick ins Bühnengeschehen. Mit nur einer Hand bedient, stecken sie voller Leben, wirkt die Feinheit ihrer Bewegungen äußerst menschlich.
So spricht Li Tien Lu die Anektdote von seiner Großmutter, die durch die gesamte Verwandtschaft gereicht wurde und überall nur Todesfälle heraufbeschwor in die Kamera. Sie ist ein Beispiel für den persönlichen Witz des Erzählers, der im ganzen Film mitschwingt. Li Tien Lu trat seit 1986 in allen Filmen Hou Hsian Hsiens auf.
Erinnerungen an die japanische Besetzung wurden vom autortären Kuomintang-Regime unterdrückt - eine Tatsache, die zeigt wie wichtig die filmischen Erinnerungen Hsian Hsiens sind und weshalb sie derartigen Erfolg in Taiwan haben. "Der Puppenspieler" ist wie "Stadt der Trauer" Teil einer taiwanesischen Geschichts-Trilogie mit dem Namen "Die drei Tragödien" und erhielt den Preis der Internationalen Jury Cannes 1993.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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