Der Polarexpress

USA 2004 (The Polarexpress) Regie: Robert Zemeckis mit Tom Hanks, Michael Jeter, Peter Scolari 100 Min. FSK ab 6

Es hagelt geradezu Weihnachtsfilme in die Kinos. Und welcher ist uns der liebste? Im Geiste der Weihnacht der teuerste selbstverständlich: Für über 160 Mio. Dollar beschert uns Robert Zemeckis einen rasanten und rührenden, unfertigen Film. Eine Suche nach dem Glauben an den Weihnachtsmann, die sich selbst in atemberaubenden Effekten verliert.

Er ist im Alter, in dem jeder vernünftige Junge langsam am Weihnachtsmann zweifelt. Doch als er in der entscheidenden Nacht doch noch auf Schlittengeräusche lauscht, steht plötzlich eine Dampflok vor der Tür und ein netter Schaffner bittet unseren jungen Helden einzusteigen. Man hätte ja schließlich nur für ihn angehalten. Erst im letzten Moment springt der zögernde Junge auf und findet sich in einem Abteil voller aufgeregter Kinder. Denn es geht zum Nordpol, zum Weihnachtsmann. Etwas schüchtern und irritiert ist der neue Passagier, doch nicht lange, denn die rasante Fahrt ins Land der Märchen und der Rührung bietet bald kleine und große Abenteuer im Minutentakt.

Seltsame Gesichter haben diese Kinder. Irgendwie unfertig, dabei sehr ernst und ohne Ausdruck. Dazu machen sie oft linkische Bewegungen - hier steckt eine Technik in den Anfängen. Es ist "neues" Trickverfahren, das schon beim ersten "Herrn der Ringe" vor Jahrzehnten und von Richard Linklater 2001 in "Waking Life" angewandt wurde. Man filmt erst Schauspieler und macht dann eine Art Malen nach Zahlen bis alles ganz bunt ist.

"Polarexpress", dieser Zeichentrickfilm mit digital "übermalten" realen Schauspielern zeigt vor allem und immer wieder Tom Hanks. Als Schaffner, als guter Geist des Zuges, als erschreckende Marionette und schließlich als Weihnachtsmann, der wie ein Popstar empfangen wird.

Die Tricktechnik sieht am besten aus, wenn der Film sich von der Imitation von Realität löst. Das beginnt beim atemberaubenden Flug eines Zugtickets, dann gibt es einige Achterbahnfahrten - sogenannte "Rides", die aus Funparks stammen - dazu eine grandiose Schlitterpartie des entgleisten Zuges auf einem aufbrechenden Eissee.

Bei dem rasanten Bewegungs- und Effekt-Spektakel hat Action die Oberhand, erst ganz am Ende wird der Weichspüler zugeschaltet. Für unseren kleinen Zweifler, der die Weihnachtsglocken nicht hören kann, geht es um den Glauben an Dinge, die man halt nicht sehen kann. Wie den Weihnachtsmann, den Osterhasen oder die im Grundgesetz verankerte Überlegenheit des jeweiligen lokalen Sportvereins. Am Ende fallen die magischen - und in Bush-Zeiten nicht unpolitischen - Worte "Ich glaube".

Dazu passt ein kurzer Einblick in die Kinder-Überwachungszentrale der Elfen, die im Sinne von Orwell und unseres Terror- und Schreckensministers Otto Schilly jede Tat aufzeichnet. Dem entspricht, dass dies ein Film hauptsächlich für "brave" Kinder ist - auf der Leinwand und im Kino. Da sehnt man sich wieder nach dem nervigen "Grinch" oder dem wirklich fantastischen "Nightmare before Christmas".

http://www.polarexpress-derfilm.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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