Das Parfum von Yvonne

Fr. 1994 (Le parfum d'Yvonne) Regie und Buch: Patrice Leconte, 89 Min.

Eine wunderbare Liebesgeschichte an den Ufern des Genfer Sees: Victor (Hippolyte Girardot), der Flüchtling vor dem Algerienkrieg und die betörend schöne Schauspielerin Yvonne (Sandra Majani) erleben ein unbeschwertes Liebesspiel, leicht und hell wie ihre weißen Sommerkleider. Das Wesen der Figuren wird nebensächlich, wichtig bleibt nur die Anziehung, der immer wieder neu geschaffene Reiz im Dekor der Fünfziger Jahre. Da zieht sich selbst Rene (Jean-Pierre Marielle) zurück, der väterliche Freund Yvonnes, der mit seiner direkten, draufgängerischen Art den Liebestraum komödiantisch bereichert. Polternd gegen ehemalige Liebhaber, rasend im edlen Rennwagen, großzügig gegenüber den Freunden, aber auch rätselhaft in Bezug auf seine schwer verwundeten Patienten. Und die Handlung? Wer will von Handlung reden, wo alles nur Gefühl und Atmosphäre ist. Erklärungen gibt es kaum, beiläufige Rätsel um so mehr. Jedes Bild ist ein Augenschmaus, angereichert mit besonders erotischen Szenen.

Wären da nicht die verstörenden Einblendungen von Victors schmerzverzerrtem Gesicht in einem Licht, dessen dreckiges Braun-Gelb all die warmen Farbtöne der umgebenden Szenen verschluckt. Nach dem Roman Villa Triste von Patrick Modiano deutet sich die Ahnung einer weiteren Phase im Liebeszyklus an: Verzweiflung, Enttäuschung, Angst und Lügen tauchen kaum auf, denn wie Rene macht auch der Regisseur Patrice Leconte kurzen Prozeß mit all diesem Elend. Kein langes Leiden, höchstens Melancholie um ein schnelles Ende bestimmt "Das Parfum von Yvonne". Nach dem zwiespältigen "Tango Mortale" hat Leconte wieder zur Stimmungslage von "Der Mann der Friseuse" und "Die Verlobung des Monsieur Hire" zurückgefunden.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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