Oktoberfest

BRD 2004 (Oktoberfest) Regie: Johannes Brunner mit August Schmölzer, Barbara Rudnik, Peter Lohmeyer 104 Min. FSK ab 12

Das Oktoberfest ist eine seltsame Sache. Auch dass dazu ein Spielfilm vor authentischer Kulisse im September anläuft, passt irgendwie ins Bild. Dieser gigantische Ausbruch bajuwarischer Saufrituale wird in dem bildlich starken, aber erzählerisch schwachen Episodenfilm "Oktoberfest" bemüht als Mikrokosmos zum Leben an sich entworfen.

Der Exotismus fremder Riten reizt Touristen und Zuschauer beim "Oktoberfest". Es ist der letzte Tag "der Wiesn", die Frau des Wiesn-Wirts (Barbara Rudnik) ist wie immer krank. Die Geisterbahn-Chefin bekümmern das schwache Geschäft, der bettlägrige Vater, ein behinderter Sohn und die rebellische Tochter. Ein Lehrer und Wochenend-Vater (Peter Lohmeyer) geht mit den selten gesehenen Kindern zu den Karussellen und den Autoskootern, um prompt seinen Sohn wegen einer geliebten Schülerin aus den Augen zu verlieren. Ein paar Italiener wollen beim Junggesellenausklang noch einmal Frauen aufreißen. Die Wiesn-Wache überwacht alles, findet aber nicht den anonymen Anrufer, der von einem vergangenen Anschlag spricht. Es ist ein junger Mann, der am Morgen voller Hass in einen Rollstuhl gestiegen ist und jetzt die Polizei mit einer alten Rechnung narrt.

Neue und viele alte Beziehungen zwischen 24 Personen tun sich in den 24 Stunden im Rummel dieses Riesenbesäufnisses auf. Wissenswertes zum Fest auf der Theresienwiese, das vor 200 Jahren eine Hochzeit war, gibt es gratis dazu. Das Projekt des Regisseurs und Autors Johannes Brunner entwickelte sich über ein Hörspiel. Seltsam, dass trotzdem gerade die Sprache beim "Oktoberfest" stört. Über die Musik (Raimund Ritz, Rainer Kühn) entstehen bewegende Momente der Ruhe und auch ansonsten tut es gut, wenn uns Gespräche einer missglückten Schauspielerführung erspart bleiben. Hemmungslose Leidenschaften und Schicksale waren vielleicht mal angedacht, man kann sie nur erahnen.

So schlecht die Dialoge, so gut gelangen einige Momente der Kamera von Thomas Riedelsheimer ("Rivers and Tides" und "Touch the Sound"), sodass man sich am Ende wünscht, das "Oktoberfest" noch einmal als dialogfreie Doku zu sehen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo