Nora

GB 1999 (Nora) Regie Pat Murphy, 106 Min.

"Die Frau an der Seite von ..." Der berühmte Gatte ist ausnahmsweise mal austauschbar bei dieser Gattung, die uns den Seiten-Blick gönnt, aber eigentlich immer auf den Berühmten fixiert bleibt. Denn so hat er es auch immer gern gehabt.

Goethe, Picasso, Joyce ... Das Publikum fragt sich gerne mal, wie "er" denn so privat war, wie es denn so an seiner Seite war. Das fragte sich der Kritiker bei "Nora" den ganzen Film über. Es war vor allem eine körperliche Anziehung zwischen dem genialen irischen Dichter James Joyce (Ewan McGregor) und Nora Barnacle (Susan Lynch) an seiner Seite. Und auch im Sexuellen kristallisierte sich das Machtspiel, das auf vielen Ebenen stattfand, aber in den entscheidenden Momenten ihn als Sieger sah. Ansonsten durfte sie gerne oben sein, das brauchte der manische Eifersüchtige. Auch sonst war James nach dem Buch der (Nora-) Biographin Brenda Maddox wohl ein ziemlich anstrengender Mensch. Noras offenherzige Liebe wird mit psychotischen Spinnereien beantwortet. Sie ist stark, weiß wo es lang geht und was sie will. Gesunder Menschenverstand trifft also auf überspannten Egozentriker und Säufer. Das Ganze hielt tatsächlich ein gemeinsames Leben lang, von dem wir die Zeit des Kennenlernens in Dublin kurz nach der Jahrhundertwende und die Jahre in Triest bis zum Beginn des Weltkriegs miterleben. Etwas Rückgrat und viel uneigennützige Liebe muss dabei für fast zwei Stunden Film herhalten. Obwohl mit reichlich Patina in den Bildern und schönen Kostümen ganz anständig inszeniert, ist das zuviel. Da hilfst es nicht, dass der Brit-Star Ewan McGregor den Lit-Star Joyce zurückhaltend und mit blasser Haut glaubhaft verkörpert. Auch die eindrucksvolle Präsenz der Nora-Darstellerin Susan Lynch kann gepflegte Langeweile nicht verhindern.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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