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New Yorker Geschichten

USA 1988 (New York Stories) 124 Min.

1. Episode: "Lebensstudien/Life Lessons", Regie: Martin Scorsese2.Episode: "Leben ohne Zoe/Life without Zoe", Regie: Francis Coppola3.Episode: "Ödipus Ratlos/Oedipus Wrecks", Buch u. Regie:Woody Allen

New York, New York, dieser Hexenkessel um Manhatten mit seinenTaxidrivers und der aufre genden Zeit nach Mitternacht im CottonClub, stand Pate für einen Episodenfilm dreier renommierterRegisseure. Martin Scorsese, Francis Coppola und Woody Alleninszenierten je eine Geschichte vor dem Hintergrund der Stadt.

In "Lebensstudien" muß der erfolgreiche Maler Lionel Dobiemit der angekündigten Trennung seiner Assistentin und ehemaligenGeliebten Paulette (Rosanna Arquette) fertig werden. Er will Liebeund Sex, sie künstlerische Anerkennung. Während Dobie seineGefühle in einem eindrucksvollen Schaffensrausch unterdröhnender Musik in Bilder verwandelt, versucht sich Paulettein einer Ecke des Künstler-Lofts von ihm zulösen. Scorsese beginnt seinen Film furios. Nach einleitendenDetaileinblendungen umschwebt die Kamera den ausdrucksstarken NickNolte in der Rolle des Künstlers, erwischt sein Gesicht ausallen Perspektiven und bringt den bärigen, empfindsamen, aberauch besessenen Dobie näher. Neben des Darstellungen desexzessiven Schaffen bleibt am Ende jedoch zuviel Gerede übrigund Rosanna Arquette kann Paulette keine Tiefe geben. Also Zeit zumNachdenken, wie wohl Scorsese als Leinwand-Maler die Enstehung einesKunstwerkes sieht.

Derartige autobiographische Aspekte sind beim mittleren Beitrag"Leben ohne Zoe" das einzig Interessante. Die Familienproduktion derCoppolas (Vater Carmine: Musik!, Tochter Sofia: Kostüme und mitFrancis: Drehbuch) zeigt die verwöhnte aber einsame Tochtereines Flötisten in einer dünnen Geschichte, die vomProduct-Placement der üppigen Ausstattung erdrückt wird.Die Bezüge zu Coppolas Leben sind manigfaltig: Die (Film-)Tochter trägt den Namen seiner ehemaligen ProduktionsfirmaZoetrope, der Vater ist Musiker usw. Nur gelingt es nicht diepersönlichen Probleme für das Publikum filmisch interessantaufzubereiten.

Ganz anders Woody Allen, für dessen "Ödipus Ratlos" sichdas Aushalten unbedingt lohnt. Er sitzt wieder selber als SheldonMills vor der Kamera auf einer Psychatercouch. Die starkePersönlichkeit seiner Mutter verfolgt ihn. Deshalb genießter es, als sie beim Schwerttrick in der Kiste des Zauberersdurchbohrt wird. Aber sie stirbt nicht an den Folgen, sondernverschwindet einfach. Die Erleichterung Sheldons ist nur kurz, alsÜbermutter taucht sie am Himmel New Yorks auf. Gutbekannte, fastalltägliche Problemchen, vom Meister selber glänzenddargestellt, gekonnte Pointierung durch Musik, dies sind erfolgreicheZutaten eines typischen "Woody Allen".


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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