Mutters Courage
BRD/GB/Ö 1995, Regie Michael Verhoeven, 92 Min.
Frau Tabori geht eines Sommertages im Jahre 1944 durch Budapest, um Verwandte zu besuchen. Zwei kurzatmige, völlig überforderte Geheimpolizisten nehmen Elsa Tabori fest, sie solle deportiert werden. Obwohl die komischen alten Herren im dunklen Anzug die Straßenbahn mit ihrem Häftling verpassen, wartet die freundliche Frau an der nächsten Station geduldig auf die alten Bekannten aus besseren Zeiten. Gutgläubig geht sie zum Bahnhof und steigt in einen der Güterwaggons.
Wie Taboris Mutter als einzige Jüdin aus einem Güterzug mit über 4000 aus Budapest Deportierten überlebte, ist ein seltsames Ereignis, das der Bühnenautor und Schauspieler George Tabori mit ungewöhnlichem Witz beschrieb. Erzählend läuft nun der greise Tabori durch die offene Handlung. Komiker wie Chaplin und Tati werden von Nazischergen zitiert. Fratzen bilden bekannte Bilder von Grosz nach.
Diese verspielte Form macht immer wieder klar, daß der Film in keinster Weise das Grauen des Judenmordes darstellen kann und will. Michael Verhoevens "Mutters Courage", die tatsächlich originelle Holocaustgeschichte der Mutter von George Tabori, verdeutlicht trotzdem sehr viel und erinnert vor allem. Im Geiste seiner Filmfigur "Das schreckliche Mädchen" hält Verhoeven schreckliche deutsche Geschichte im Gedächtnis, ohne sich zu wiederholen.
Die in Berlin uraufgeführte Version von "Mutters Courage" enthält viele nachgedrehte Szenen, angeblich soll sogar die Rettung des nicht-jüdischen Mädchens in der älteren Festivalversion von Vancouver fehlen. Unter den vielen bemerkenswerten Darstellern hat Ulrich Tukur dem Typ des kunstbeflissenen SS-Offiziers eine äußerst ambivalente Form gegeben. Herrschsüchtig und melancholisch, mitfühlend und vollkommen abgestumpft - bekannte Beschreibungen, aber eine provozierende Figur.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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