Mord nach Plan

USA 2002 (Murder by Numbers) Regie: Barbet Schroeder Mit Sandra Bullock, Ryan Gosling, Michael Pitt 118 Min

Das Gedankenspiel ist so beliebt wie seine Verfilmungen: Bereits in Hitchcocks "Ein Cocktail für eine Leiche" fühlen sich zwei junge Männer durch ihre überlegene Intelligenz moralisch ungebunden. Ein ausgeklügelter "Mord nach Plan" soll zeigen, ob sie wirklich ungestraft töten können.

Der kalt geplante Mord zweier Schüler in den USA ruft die resolute Polizistin Cassie Mayweather auf den Plan. Die Spuren im Haus des weiblichen Opfers sind deutlich und passen genau auf ein klassisches Täterprofil. Cassie merkt sofort, das die Sache zu deutlich ist und ahnt die Täterschaft der Highschool-Bubis Richard und Justin. Diese geistigen Überflieger glauben, sie können sich sogar einen perfekten Mord leisten. Eine homoerotische Unterströmung schweißt die Täter zusammen und entzweit sich später mit Eifersucht. Derweil kämpf die nur äußerlich knallharte Polizist mit grausamen Erinnerungen, die sie für ihren Job unbrauchbar machen. Doch der junge Kollege (Ben Chaplin), den sie gerade heftigst von der Bettkante gestoßen hat, erweist sich als hartnäckig und loyal.

Neben Hitchcocks "The Rope", nahmen auch "Compulsion" (1959) den realen Leopold-Loeb-Fall aus den Zwanziger Jahren auf. Barbet Schroeder ("Barfly", "Single White Female", "Kiss of Death") verlässt sich allerdings nicht auf den Plot, auf die Frage, ob Gerechtigkeit siegen wird. Er stattet seine ruppige Polizistin mit vielen Ecken und Kanten sowie einer traumatischen Vergangenheit aus. So sind Cassies Spiel mit dem knackigen neuen Kollegen, ihr Machogehabe und der langsame Zusammenbruch viel reizvoller als die Bemühungen um die beiden verdächtigen Schnösel. Kein Wunder, denn Sandra Bullock produzierte sich nach "Gun Shy" erneut selber, mit besserem Ergebnis als bei ihrer Polizistin aus "Miss Undercover"! "Mord nach Plan" hat einen doppelten Boden, sein auffälliges Styling - vor allem im Finale - ist gleichzeitig Hommage an Hitchcock. So wird derjenige die überladenen Bilder bemäkeln, der eine "realistische" Illusion erwartet; wer Rätsel und Bedeutungen auf mehreren Ebenen mag, wer auch Philosophie und Psychologie im Thriller verträgt, wird bei Schroeder fündig.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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