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Genießer-Film
Iosselianis "Montag morgen"
Von Günter H. Jekubzik
Aachen. Ein Mann fährt morgens nicht mehr zu seiner französischen Arbeitsstelle, sondern nach Venedig. Solche Ausbrüche wie in "Montag morgen" (Frankreich/Italien 2001, Lundi Matin, 120 Min.) sind schön, deshalb zeigt sie das Kino oft und gerne. Ein Mann, dessen mittleres Alter eher Spätmittelalter ist, und der für seine Ausgeglichenheit gerne ein Glas Geistreiches in der Hand hält, wird in einer Iosseliani-Geschichte allerdings zu jemand ganz besonderem. Denn das Drumherum bereitet das Vergnügen und den Mehrwert beim genießerischen Georgier Otar Iosseliani. So läuft die Tristesse des Arbeitsalltags als Standard ab, während die Absurdität einer Raucher-freien Fabrik die wundervoll komische Kür liefert. In Venedig sitzt Vincent irgendwann mit seinem bald gefundenen Kumpanen Carlo auf einem Dach, säuft (was sonst) und schaut in die falsche Richtung! Nicht die üblichen touristischen Sehenswürdigkeiten interessieren, die Rückseite, das echte Leben der echten Menschen (die, die saufen und rauchen) gefällt und ist ein leichter Genuss. Sehr wenige Worte werden gewechselt, Mimik und Gestik machen alles klar.
Als Otar Iosseliani nach langem französischen Exil ins wieder selbständige Georgien zurück kehrte und die Geschichte des Landes - quasi die verschiedener Räuberbanden - in "Briganten" lakonisch komisch nacherzählte, explodierte ein Auto, indem es hinter einer Häuserecke verschwand, ein Knall folgte und ein brennender Reifen hervor rollte. Man musste halt sparen damals. Dank "Und es ward Licht" wird nie wieder ein ethnographischer Film glaubwürdig sein, denn sein Porträt eines afrikanischen Stammes hätte Tati und Chaplin stolz und heiter gemacht. "Die Günstlinge des Mondes" - Iosselianis Bekanntester - waren eine ganze Reihe Kleingauner in Paris.
Nun also ein geistreicher Ausflug nach Venedig. "Montag morgen" lässt
Zeit zur Kontemplation, man überlegt sich reichlich, wo man denn am
nächsten Montag morgen sein möchte, ob mit Kater oder mit klarem
Kopf. Die Reise eines saufenden Narren oder eines närrischen Säufers
erweist sich als ebenso reich an Geist wie an Hochprozentigem. Die Kamera
von William Lubtchansky bereitet wie immer ein leichtes Vergnügen, wie
dies überhaupt ein Film zum Dauerschmunzeln ist. Als Vincent am Montag
nach seinen Erlebnissen gefragt wird, antwortet er lakonisch wie der Film:
"Es war eben eine Reise". Filmische Genießer verliehen Iosseliani zur
Berlinale 2002 den Regiepreis. (OmU)
(Aachen, Atlantis im Eden 4 ab Donnerstag)
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