Memento

USA 2000 (Memento) Regie Christopher Nolan, 114 Min. FSK ab 16

Ende. Und sie lebten glücklich und zufrieden. Noch einen Moment, dann finden sich ihre Lippen. Sie kommen aus unterschiedlichen Richtungen auf die Straßenecke zu, nicht ahnend dass sie einander gleich in die Augen sehen werden ... Rückwärts erzählen ist im Text nicht besonders reizvoll. Im Film "Memento" ist es jedoch nicht nur originell sondern auch ungeheuer spannend.

Nach einem Überfall, bei dem seine Frau getötet wurde, verlor Leonard Shelby (Guy Pearce) sein Kurzzeitgedächtnis. Er weiß zwar noch wie er heißt, aber nicht, wo er ist, wie er dort hin kam und ob er sein Gegenüber schon mal gesehen hat - das Murmeltier grüßt umgekehrt. Er fotografiert alles mit Polaroids, macht sich auf den Bildern Notizen und die ganz wichtigen Dinge tätowiert er sich auf den Körper: "Finde und töte den Mann, der deine Frau umgebracht hat!" Gar nicht so einfach, wenn man jeden Tag, manchmal sogar mehrmals am Tag wieder von Null, mit einem leeren Gedächtnis beginnen muss.

Mit Leonard kann man spielen. Man braucht ihm nur zu sagen: "Das ist dein Auto" und er fährt mit deiner Schrottkiste weg, während du seinen Jaguar hast. Aber Moment: Leonard hat ein Foto des Jaguars, auf dem steht: My Car! Vielleicht spielt Leonard auch mit uns ...

Der Clou bei "Memento" ist, dass wir in der gleichen ratlosen Situation wie die Hauptfigur sind, weil der Film rückwärts erzählt wird! In der ersten Szene erschießt Leonard einen Mann - weil auf dessen Polaroid-Foto steht: He's the one. Kill him! (Er ist es. Bring ihn um!) Die nächste Szene zeigt, wie beide zum Ort des Mordes fahren und endet mit dem Anfang der ersten Szene. Wir wissen - wie Leonard - nicht wer der andere Mann ist, auch wir haben nur die weiteren Infos auf dem Foto. So setzt sich der Film mit vielen Überraschungen und Wendungen in die Vergangenheit fort. Durch die Konstruktion entsteht auch ein Idealfall - einen ganzen Film lang die "jungfräuliche" Spannung der Eröffnungsszene halten. Denn jede Szene ist irgendwie wieder eine Eröffnungsszene. Und fast jede Szene stellt alles vorher Dagewesene auf den Kopf.

So was hat wohl selten jemand im Kino mitgemacht. Und jeder will ein zweites Mal reingehen, weil man am Ende völlig verdattert dasteht. Denn - soviel kann man verraten - es war nicht der übliche Verdächtige ...

http://www.otnemem.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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