Meine Braut, ihr Vater und ich

USA 2000 (Meet the parents) Regie Jay Roach, 108 Min. FSK ab 6

Robert De Niro als Schwiegervater? Das wäre doch eine tolle Sache. Denkste! De Niro macht die natürliche Unannehmlichkeit des Antrittsbesuchs bei den Schwiegereltern zu einem Horrortripp der Peinlichkeiten.

Der Krankenpfleger Greg (Ben Stiller) taucht mit seiner Freundin Pam (Teri Polo) erstmals bei deren Eltern auf. Pams Schwester heiratet, eine gute Gelegenheit, sich kennen und schätzen zu lernen. Oder auch nicht. Schon in den ersten Sätzen macht der liebende Papi Jack Byrnes (De Niro) dem Fremden klar: "Du hast keine Chance, hier ein Bein auf die Erde zu bekommen." Und richtig, Greg vollbringt in den nächsten Stunden das Kunststück, meist in drei Fettnäpfchen gleichzeitig zu landen.

Die erste Peinlichkeit steckt in der Aussprache von Gregs Nachnamen "Focker", zu deutsch etwa "Fikker". Dabei sind die Byrnes eine hochnotpeinlich anständige Familie, die nie schmutzige Worte in den Mund nimmt. Beim Abendessen wird weiter Geschirr zerbrochen und anderem die Urne mit der Asche von Jacks geliebter Mutter. Beim Gespräch unter Männern erklärt Greg dem alten Herrn, dass dessen Lieblingssong von Peter, Paul and Mary eigentlich einen Drogentripp beschreibt. Schade, dass Jack gar kein pensionierter Blumenhändler, sondern ein noch sehr aktiver und extrem passionierter CIA-Agent ist. Der Lügendetektor ist die nächste Überraschung für den armen Greg. Dass er als bescheidener Jude mit einem ungewöhnlichen Job bei den protzend wohlhabenden Christen schief angesehen wird, fällt da kaum noch auf.

Es ist De Niros Mimik, die den Humor dieses Film krönt. Wenn er zu Ehren der geliebten Mutter sein eigenes Nevermore-Gedicht vorträgt oder sich Abscheu angesichts einer "männlichen Krankenschwester" über sein Gesicht verbreitet, dann bleibt niemand mehr ernst. Dass im Elternhaus ein Nikotin- und Sexverbot herrscht, ist nur Basis der grandios peinlichen Verstrickungen. Doch am Ende bekommt jeder, was er verdient.

Während viele Szenen zielstrebig gesteigert werden und gnadenlos komisch ankommen, hängt der Gesamtbogen manchmal durch. Vor allem im Vergleich zu einem Brüller wie "Verrückt nach Mary". Aber diese Latte ist auch reichlich hoch - oder nach Geschmack: niedrig - gelegt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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