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Mein liebster Feind

BRD 1999 (Mein liebster Feind) Regie und Buch Werner Herzog, 99 Min. FSK 12

Herzog und Kinski - Der Zusammenprall zweier Extreme

Klaus Kinski und Werner Herzog haben fünf Spielfilme miteinander gedreht. Wenn beide dabei gedroht haben, den anderen umzubringen, war das sicher ernstgemeint. Es gibt das nur einen kleinen Teil der wahnsinnigen Energie der zwei Künstler wieder.

Acht Jahre nach dem Tod von Klaus Kinski zeigte der Regisseur Werner Herzog bei den 52.Internationalen Filmfestspielen von Cannes erstmals seine sehr persönliche Dokumentation "Mein liebster Feind". Es ist ein Erinnern in Bildern und Monologen, für die sich der Regisseur Herzog den Zeitzeugen Herzog selbst vor die Kamera holte. Ungelenk beginnt es in einer Münchener Wohnung, die einst die Familie Herzog und den regelmäßig über viele Stunden tobenden Kinski beherbergte. Später als er den extremen Künstler Kinski immer wieder zu seinem Hauptdarsteller machte, erduldete er den Jähzorn des extrovertierten Stars und konnte ihn sogar zugunsten der Rolle einsetzen.

Als "Woyzeck" (für den in Cannes Eva Mattes einen Darstellerpreis erhielt) oder als "Nosferatu" spielte Kinski extreme Charaktere. Die physischen Anforderungen beim Dreh von "Aguirre, der Zorn Gottes" und "Fitzcarraldo" im Urwald von Peru hingegen, waren ihnen entsprechend. Tobende Flüsse zerrissen alle Verankerungen eines Schiffes, das später auch noch einen steilen Berghang hochgezogen wurde. Die Anekdoten sind atemberaubend und aberwitzig: Mal reichte ein Stück Schokolade im Urwald, um den Dreh zu retten. Mal flippte Kinski wieder aus, weil er wegen eines Flugzeugabsturzes nicht mehr im Mittelpunkt stand. Die naiv wirkende Beiläufigkeit und Ruhe mit der Herzog diese dramatischen Ereignisse nacherzählt, macht deutlich: Der jeweilige Film war ihm immer wichtiger als ein einzelner Mensch, deshalb konnte er auch Kinski bändigen. Notfalls mit der Drohung ihn zu erschießen.

Das alles wirkt jedoch oft wie die amateurhafte Arbeit eines Filmschülers. Herzog hätte sicherlich einen besseren Film machen können, er hätte auch andere Zeitzeugen befragen können. Aber dann wäre "Mein liebster Feind" nicht dieses einzigartige persönliche Dokument geworden.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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