Mein Name ist Bach

BRD, Schweiz 2003 Regie: Dominique de Rivaz mit Vadim Glowna, Jürgen Vogel, Anatole Taubman 99 Min. FSK ab 6

Freies Spiel um Kunst und Macht

Das Zusammenspiel von musischem Feingefühl und grausamsten Unmenschlichkeiten ist keine Erfindung der Nazis, schon Friedrich der Große ließ Historiker über seine zerrissene Psyche spekulieren. Bemerkenswert anschaulich zeigt der (kunst-) reiche Spielfilm "Mein Name ist Bach" auch diese Erscheinung anlässlich eines historisch belegten Treffens von Johann Sebastian Bach und König Friedrich II. von Preußen im Mai 1747.

Der alte Johann Sebastian Bach (Vadim Glowna) ist auf dem Weg zur Taufe eines Enkelkindes am Hofe von Friedrich (Jürgen Vogel), der später der Große genannt werden wird. Doch an der Grenze des so modernen preußischen Staates wacht erst einmal der Kleingeist in Form eines groben Soldaten (Detlev Buck). Auch am Berliner Hofe, im Stadtschloss, herrscht ein despotischer Ton, den man nicht vom jungen König erwartet, der dereinst die Flöte der Knute vorzog und gegen seinen Vater, den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., rebellierte. Jetzt schikaniert und demütigt Friedrich auch seinen Hofkomponisten Emanuel Bach, erwartet aber ungeduldig dessen berühmten Vater, will "den Greis aus Leipzig" mit einer eigenen Melodie herausfordern. Doch der alte Bach, der befürchten muss, sein Augenlicht zu verlieren, beugt sich nicht, verneint das Gesuch des Königs.

Dieses in vielen Nuancen reizvoll ausgefeilte und von Vadim Glowna sowie Jürgen Vogel spannend ausgespielte Duell kommt ohne Schwertfechtereien aus, ohne Ränke und andere Handlungsklischees. Es reichen Blicke des Herrschers, die töten könnten, und die verschmitzten Antworten des mutigen Musikers. Dieser spielt den König nicht nur musikalisch an die Wand, die despotische Allmacht wird mit feinen Beobachtungen bloßgestellt. Ausgesprochen sorgfältig wurde diese Auseinandersetzung ins Bild gebracht: Die Kostüme stammen beispielsweise von der Londoner Mode-Queen Vivienne Westwood.

So wie Friedrich und Bach in einer Nacht mit Schlagzeug, Panflöte und Alphorn improvisieren, so frei und packend erzählt dieser Glücksfall eines Historienfilms. Fridericus Rex gibt sich oft als Frechdachs, Friedrich der Große ist innerlich auch ein ganz kleiner Junge, der Soldaten sadistisch auspeitschen lässt, um die schmerzende Erinnerung an die Hinrichtung seines Freundes zu übertönen. Jürgen Vogels Spiel ist um so viel tiefer als das unerträgliche Grimassieren von Bruno Ganz als späteren Berliner Regenten Hitler in "Der Untergang". So blättert einerseits das Pathos vom aufgeklärten Absolutismus ab, andererseits kann man sich in die Welt der genialen Bachfamilie hineinfühlen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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