Max und Moritz Reloaded

BRD 2005 (Max und Moritz Reloaded) Regie Thomas Frydetzki mit Kai-Michael Müller, Willi Gerk, Katy Karrenbauer, Franziska Petri, Sebastian Krumbiegel, Toni Krahl, Ben Becker 87 Min.

Immer der gleiche Film? Nix Neues im Kino? Damit ist jetzt Schluß! Endlich werden Schurken in Brotteig eingewickelt (siehe auch "Basta"!) und Filme wieder dem Alt-Meister Russ Meyer gewidmet!

Ach, was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen!! Wie zum Beispiel hier von diesen, welche Max und Moritz hießen. Die, anstatt durch weise Lehren sich zum Guten zu bekehren, Alcopops trinken, Autos klauen und sie lustvoll zu Schrott fahren! Dieses war der erste Streich und der zweite folgt sogleich im wilden Thüringen. Dorthin werden die Hamburger Knaben Max und Moritz (Willi Gerk und Kai-Michael Müller) nämlich verschickt, weil ihre ebenso jungendlichen Beifahrerinnen Töchter eines Senators waren. Selbst die bis zur Seligkeit naive Sozialbetreuerin Paula (Franziska Petri) kann nicht verhindern, dass zwei schwule Ex-NVA-Kameraden (Sebastian Krumbiegel, Toni Krahl) ihre sehr ruppigen Erziehungsmethoden an Max und Moritz ausprobieren. Doch die Lausbuben bringen auch die selbsternannten Hardcore-Pädagogen zur Verzweiflung und schnappen sich den Schlüssel zur Waffenkammer. Auch der zweite Streich ging noch spaßig und locker für die respektlosen Kerlchen, doch an dem Hamburger Luden (Ben Becker), dem sie den Ferrari klauen, werden sich Max und Moritz verheben. Der brutale Bordell- und hirnverbrannte Gau-Leiter Mörder-Hanne im rosa Rüschenhemd ist noch brutaler als die Kids aus dem Kiez. Zum Glück ist Mama mal kurz nüchtern und kommt mit der ewig sorgenden Paula zur Rettung im Taxi angerauscht.

Ebenso wie diese Kritik geht auch der Film recht frei mit der "Bubengeschichte in sieben Streichen" von Wilhelm Busch um. Max und Moritz sind heutzutage vor allem nicht zimperlich, comic-artig, überhaupt nicht artig. Viele werden sich aufregen, noch mehr Spaß haben. Aber: Kuckt euch den alten Busch an! Von dessen rabiaten Comics - oder wie die damals hießen - konnte man auch schon Alpträume bekommen!!!

Nun wird geschnitten, geschnetzelt und geballert wie bei Tarantino. Diesen unbeschreiblichen Filmspaß könnte man mit "Natural Born Kinders" und "Tank Girl" umzingeln. Vom Busch bleiben vor allem die Frisuren der Jungs, ansonsten gibt es Hard-Rap Popsongs, Videoclip-Montagen. Die Ost-Bullen machen eine coole Straßensperre mit Hollywood-Schaukel und MGs. Und wenn Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel mit City-Legende Toni Krahl als NVA-Ausschuß zu Karats "Sieben Brücken" Eisprinzessin Kati Witt huldigen, dann sieht das aus wie Ecstasy-Träume aus "Big Lebowski" und man will wie kürzlich Müntefering direkt Sozialist werden.

Dieser Streich von Regisseur Thomas Frydetzki und Autor Eckhard Theophil mag der schönste sein, ist aber nur einer von vielen abstrusen Höhepunkten. Die frechen Texte werden von den vielen Schauspiellaien seltenst sicher gebracht. Die matschigen Bilder sind zwar "geil" aber auch unscharf. Der ganze Spaß endet brutal und makaber, aber auch mit den originalen Max und Moritz nimmt es kein gutes Ende. Was bleibt, ist neue Hoffnung für den deutschen Film.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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