Marlene Dietrich - Her own song

BRD 2002 Regie J. David Riva, 100 Min. OMU, FSK ab 6

Ein Porträt Marlene Dietrichs von ihrem Enkel J. David Riva verspricht besonders persönliche Einblicke. Die Dokumentation des Amerikaners überrascht jedoch mit einem Fokus auf das politische Engagement der Diva.

"Ich kann doch lieben nur ... und sonst gar nichts ..." Dieses Lied sang Marlene Dietrich als "Der Blaue Engel" und es wurde wie der Film zu ihrem Markenzeichen. Was sie sonst noch konnte, zeigt "Marlene Dietrich - Her own song": Nach Bildern ihrer Kindheit und des Berliner Karrierebeginns im typischen Schnelldurchgang amerikanischer Historienfilme, folgt der Umzug nach Hollywood. Mit dem Kriegsausbruch in Europa bleibt der Erfolg für Marlene Dietrich aus. Hoch dotierte Angebote von Goebbels und Co. wollen sie zurück nach Deutschland locken. Die schwere Entscheidung, Amerikanerin zu werden, erhält ebenso viel emotionalen Raum wie die Beziehung zu Jean Gabin.

Mit dem Kriegseintritt der Amerikaner macht der Hollywood-Star mit vielen Kollegen Werbung für Kriegsanleihen - ein schrecklicher Zwiespalt tut sich auf: Marlene Dietrich finanziert Bomben gegen das Berlin, in dem ihre Mutter noch lebt. Doch sie geht weiter, an die Front in Europa, gibt Konzerte für die Truppen, ist nahe der Front und besucht gegen die Marschbefehle für Stars die ersten befreite deutsche Stadt Aachen. Nach der Eroberung Berlins, sucht sie ihre Mutter auf und setzt sich für die Schwester ein, die mit ihrem Mann ein Kino in Bergen-Belsen leiteten, das von KZ-Soldaten besucht wurde.

Während sie in den USA, in Frankreich, in Israel für ihren Einsatz Auszeichnungen empfängt, während sie weiterhin ein besonderes Verhältnis zu ihren "Boys", den amerikanischen Soldaten und späteren Veteranen, pflegt, wird Marlene Dietrich nach sechzehn Jahren in Berlin noch als Verräterin empfangen. Es wird ihr letzter Besuch in Deutschland gewesen sein.

Auch Nachkriegsfilme, die etwas von der Einstellung der Exil-Deutschen erzählen, werden besonders hervor gehoben. So die für Dietrich extrem schwere Szene aus dem "Urteil von Nürnberg", in dem ihre Figur stellvertretend für die Deutschen sagen muss "Wir haben nichts gewusst". Doch andere Momente kommen nicht zu kurz. Romantisch wie im Film gestaltet sich das Wiedersehen mit Jean Gabin, der ein Panzer-Kommandant der französischen Truppen war.

Der Dietrich-Enkel J. David Riva findet immer wieder aussagekräftige Bilder für die eingesprochenen Erzählungen von Zeitzeugen. So begleitet die Ablehnung ihrer amerikanischen Filme durch die NS-Politik die Szene "ihrer" Exekution aus dem in Deutschland verbotenen "Dishonored". Viele ausgesuchte, persönlichere Blicke inmitten der professionellen Auftritte, geben dem Porträt Wärme. Die Interviews mit der Tochter Maria Riva, sind angenehm unverkrampft, durch den filmenden Sohn halt familiär. Ohne den üblichen Hang zur Mystifizierung, ohne zu fixiert an der schwierigen Persönlichkeit zu arbeiten, wie es Maximilian Schell in "Marlene" tat, wirkt Marlene Dietrich noch immer am stärksten in ihren kurzen Filmausschnitten, in ihren Liedern. Nach Riva kann Marlenes "own song", ihr eigenes Lied nur ein Antikriegslied sein: "Sag mir, wo die Blumen sind".


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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