Mann unter Feuer

USA 2004 (Man on Fire) Regie: Tony Scott mit Denzel Washington, Dakota Fanning, Christopher Walken 146 Min. FSK ab 16 Jahre

Wie schön, dass der Hollywoodfilm immer rechtzeitig die brennenden Fragen der Zeit beantwortet. Dieses recht schamlose Rachefilmchen macht eindeutig klar, dass Folter echt gut ist, um unsere lieben Kinder vor all den Ausländern zu schützen. Denzel Washington arbeitet weiter eifrig an seiner Image-Demontage.

Brutale Schnitte, Schreie, abgetrennte Ohren - schon im harten Auftakt macht Tony Scott rücksichtslos klar, dass dieser Film zur Sache geht. Noch sehen wir keine Details, doch später nimmt sich der Film viel Zeit, um Finger für Finger abzutrennen. Doch erst einmal ist eine Weile Süßliches zu überstehen. Der abgehalfterte und alkoholkranke Ex-Soldat Creasy (Denzel Washington) übernimmt als billiger Bodyguard den Schutz eines zehnjährigen Mädchens in Mexiko-City. Zwar erleben wir - wieder mit raschen, verwirrenden Schnitten inszeniert - die Stadt als gefährlich und voller angespannter Situationen, doch dann wandelt die naseweise und dickköpfige Pita (Dakota Fanning aus "I am Sam") Creasys Leben und rettet ihn vor der endgültigen Verzweiflung. Als jedoch der extrem süße Fratz tatsächlich entführt wird, schreitet der angeschossene und kaum genesene Leibwächter wild entschlossen zur Schandtat. Er macht das, was er nach den Worten seines Freundes (Christopher Walken ein Genuss!) am besten kann: Töten. Finger und Ohren abschneiden, in die Luft jagen, drohen und erpressen, richtern und henken kann er allerdings auch recht gut. So werden die restlichen anderthalb Stunden problemlos mit Blut und Leichen gefüllt.

Nun ist die ganze ekelhafte und völlig unmoralische Rachegeschichte in der Mode der Siebziger keine Minute langweilig. Oder genauer: Der stilistische Overkill mit rasenden Schwenks, irritierenden Zooms, schnellen Bildblitzen hält das Auge konstant gereizt, bis es schmerzt und nervt. Zwischendurch erfreut uns Autor Brian Helgeland ("Ritter aus Leidenschaft") mit "coolen" Sprüchen wie: "Eine Kugel sagt immer die Wahrheit!" Und die us-amerikanische Mutter Pitas stachelt im Stile einer Furie Landsmann Creasy an: "Töte sie alle!" Der mexikanische Vater des Kindes war übrigens in die Entführung verwickelt - so sind sie die Ausländer ... Gewaltfanatiker und US-Außenpolitiker mögen das Machwerk bejubeln. Entwickeltere Menschen sollten sich dafür einsetzen, dass diese ästhetisch überhöhte Rache- und Folter-Propaganda geächtet oder zumindest ignoriert wird.

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Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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