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Manhattan Murder Mystery

Von Günter H. Jekubzik

In der Tradition seiner jährlichen Meisterwerke gibtWoody Allen diesmal miteiner furiosen Komödie dem breiten Publikum die Chance, ihnkennen- und liebenzulernen. In dem witzigsten Woody Allen seit langemgerät das schon länger auf ausgelatschten Wegen lebendePaar Larry (Woody Allen) und Carol (Diane Keaton) in einenhaarsträubenden Mordfall. Doch eigentlich ist es allein Carol,die im freundlichen, älteren Nachbarn einen Killer und im Todvon dessen Frau das perfekte Verbrechen vermutet. Nur der gemeinsameFreund Ted (Alan Alda) glaubt an die Mord-Theorie, was Larry zu derBemerkung veranlaßt, "wenn du ein Verhältnis mit ihmwillst, brauchst du dafür keinen Mord." Denn natürlichsteht die äußere Handlung in Verbindung mit den internenProblemen des Ehepaars. Als Figur ist Allen in jeder Hinsichtherrlich: Mit wunderbaren Slapstick-Einlagen und mit typischenPointen am Rande wie der Bemerkung, er verspüre bei Wagner-Musikimmer den Drang, in Polen einzumarschieren. So brilliert "ManhattanMurder Mystery" vor allem als treffliche Komödie, aber ganzplötzlich fällt Allen auch mit einer guten Portion Spannungins Haus. Als pokerfeste Schriftstellerin bringt Anjelica Huston dieErmittlungen in Schwung, die schließlich in einen furiosenHöhepunkt gipfeln. Allen zitiert dabei dasSpiegelkabinett-Finale von Orson Welles "The Lady from Shanghai",überbietet den Klassiker aber an Brechungen und Perspektivennoch einmal.

Für das Publikum des "Goldenen Blattes" sei angemerkt,daß Diane Keaton eindeutig besser zu Woody Allen paßt alsMia Farrow. Ein Glück, daß sich Mia von Woody trennte,denn sie hätte die Rolle an seiner Seite (in diesem Film) nie soschwungvoll, so energisch spielen können. Seit "Manhattan"(1979) war dies übrigens der erste gemeinsame Film fürAllen und Keaton. Ob er jetzt besser oder weniger gut als die anderenist, liegt für Allen-Anhänger sowieso im Bereich vonNuancen. Das Meisterstückchen wird wie immer musikalischbegleitet von Jazz-Klassikern, die zum Beispiel mit "Sing Sing Sing"eine Verfolgungsszene voran treiben. Die Kamera von Carlo Di Palmaist seit "Ehemänner und Ehefrauen" merklich ruhiger geworden: In"Manhattan Murder Mystery" wird sich höchstens schwindeliggelacht.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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