Mall Rats

Mallrats

USA 1995. Produktion: Alphaville, Universal Pictures, View Askew. Produzenten: James Jacks, Sean Daniel, Scott Mosier. Regie: Kevin Smith. Buch: Kevin Smith. Kamera: David Klein. Musik: Ira Newborn. Schnitt: Paul Dixon. Darsteller: Shannen Doherty (Rene), Jeremy London (T.S. Quint), Jason Lee (Brodie), Claire Forlani (Brandi), Ben Affleck (Shannon), Joey Lauren Adams (Gwen), Renee Humphrey (Tricia), Jason Mewes (Jay), Kevin Smith (Silent Bob), Michael Rooker (Brandis Vater). 91 Min. FSK: ??. Verleih: CIC.

"Ich liebe den Geruch von Handel und Keksen am frühen Morgen" - mit diesem verulkten Zitat aus "Apocalypse Now" betreten T.S. und sein Freund Brodie ihre "Mall". Malls sind amerikanische Einkaufsparadiese, die sich für viele zum Lebensmittelpunkt entwickelten. Brodie, der lethargische Comic-Sammler und Sega-Spieler wurde an diesem Morgen von seiner Freundin Rene verlassen. T.S. von seiner Brandi, der er schon einen Heiratsantrag stellen wollte. Von nun an spielt sich alles im Mikrokosmos Mall ab - selbstverständlich finden sich auch die beiden jungen Frauen und einige Ex-Freudinnen in den heiligen Hallen des amerikanischen Konsums. Die Verlierer T.S. und Brodie müssen die im Mall produzierte TV-Show "Wahrheit oder Liebe" (Truth or Dare) verhindern. Denn Renes Vater will bei dieser Herzblatt-Variante seine eigene Tochter medienwirksam verspielen. Hilfreich beim anarchischen Terror sind zwei wilde Gestalten, Jay und Silent Bob, deren wagemutig scheiternde Störaktionen Comic- und Film-Superhelden kopieren. Im Showfinale gewinnt T.S. (das Herz seiner Brandi) und auch Brodie kann einen üblen Konkurrenten bloßstellen.

Der kleine "Ladenhüter" Kevin Smith hat sich hochgefilmt: Einst arbeitete er als einer der einfachen Angestellten, der "Clerks", in einem kleinen Geschäft. Dann verfilmte er seine Erfahrungen witzig und für wenig Geld in genau diesem Laden. Nachdem "Clerks - Die Ladenhüter" (fd 31 246) international erfolgreich war, durfte er jetzt im riesigen Mall drehen, dem Gegenpol zum einfachen, kleinen Store.

"Mall Rats" ist im Vergleich zum schwarz-weißen Low Budget "Clerks" nicht nur bunter, er ist auch konventioneller zu Lasten früherer, unbedarfter Jugend-Authentizität. Der Gesamtplot ist aus Teeniefilmen allzubekannt, nur Dialoge und einzelne Szenen versprühen noch die dreiste Frische und Frechheit von Smiths Erstling. Hier wird nicht nur erörtert, ob Lois Lane Supermans Baby bekommen kann, hier finden sich erneut die Vorliebe Smiths für makabere Tode, sein offenes Scherzen über Sex ("Sperminator"), sehr originelle Ideen und etwas fäkales Herumalbern.

Der Mall bietet der verlorenen Jugend einen zeitgemäßeren Hintergrund als die Straßen von "American Graffiti". Im Konsumtempel wenden sich nicht die Lebenswege junger Amerikaner. Wie in "Clerks" müssen hier coole Jungens innerhalb eines Tages nur etwas einfühlsamer und einfallsreicher werden, um ihre Liebste zurückzugewinnen. Stan Lee, der legendäre Zeichner vieler Comic-Superhelden, gibt Brodie dabei Nachhilfe.

Die jungen Helden sind auf keinen Fall politisch korrekt, erlauben sich Scherze, die auch Beavis & Butthead gut ständen. Da wird der Osterhase zusammengeschlagen und die Abteilung Slapstick des Supermarktes schickt Jay und Silent Bob in überdrehte Superheldenabenteuer. Doch T.S., Brodie und Co sind nicht blöde. Sie albern auf dem hohen kulturellen Niveau mehrerer Jahrzehnte Comic- und Film-Geschichte. Bei Detailkenntnis zu "Star Wars" und "Star Trek" ist ein vulkanischer Nackengriff auch bei "Mall Rats" angemessen.

Jay und Silent Bob waren schon in "Clerks" vertreten und werden im Abspann auch noch für den nächsten Film "Chasing Amy" angekündigt. Kevin Smith spielt übrigens selbst den massigen Bob.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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