Malina

BRD/Österreich 1990, Regie: Werner Schroeter, 123 Min.

Nach ihrem Tod in einem römischen Krankenhaus schrieb Thomas Bernhard über Ingeborg Bachmann, "sie habe schon sehr früh den Zugang zur Hölle ausfindig gemacht und war in diese Hölle hineingegangen, auch auf die Gefahr hin, schon sehr früh in dieser Hölle zugrunde zu gehen." Werner Schroeter gestaltet in zwei Stunden den Vorhof dieser Hölle - eine sehr subjektive Sicht auf eine wahnsinnige Einsamkeit und einsamen Wahnsinn. "Malina", der einzigen Roman der Bachmann enthält unter anderem Bezüge zu ihrem Leben mit Hans Werner Henze und Max Frisch. Auch Bachmanns direkte Todesursache, die brennende Zigarette beim Einschlafen, taucht auf. In szenischen Folgen entfaltet sich die beängstigende Gefühlswelt "der Frau" (ihr Name wird nicht genannt). Ihr hektisches Schreiben hat keine Adressaten, Berge von Papier werden durch die leeren Zimmer geworfen, unbeschriebene Blätter verschickt. Die Türen schließen sich überdeutlich, die zur ihrem Mann Malina (Mathieu Carriere) sind immer zu, kurzzeitig öffnen sie sich zum Geliebten Ivan. Zur Selbstfindung braucht die Frau (beklemmend eindringlich: Isabelle Huppert) den Schminkspiegel, während die großen Spiegel und der Putz eine wachsende Spaltung der schwarz-weiß-gekleideten Person zeigen. Der auf flammende Wahnsinn entzündet, von Malina nicht wahrgenommen, schließlich die gesamte Wohnung. Nach einem letzten Flehen geht die Frau zwischen Bränden und Büchern ins Nichts auf. Kräftiger als die vielen Worte sind Schroeters stark inszenierte Bilder, ihre Abfolge ein monotoner, erstickender Sog in den Abgrund. "Malina" ist nicht leicht zu ertragen, nur ist nicht zu unterscheiden, ob die Situation im Film oder seine kompromißarme Form derart bedrücken.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo