La mala educación - Schlechte Erziehung

Spanien 2004 (La mala educación) Regie: Pedro Almodóvar mit Gael García Bernal, Fele Martinez, Daniel Giménez Cacho 106 Min.

So mancher Film freut sich darüber, wenn sein Thema gerade als "aktuell" gefeiert wird. Beim spanischen Regisseur Pedro Almodovar ("Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs", "Alles über meine Mutter"), der mit seinen Werken eine atemberaubende Meisterschaft erreicht hat, würde so ein "Thema" den Film unzulässig reduzieren. Sicherlich wird die dramatische Geschichte im Kern durch die sexuellen Übergriffe eines Priesters an seinen Schutzbefohlenen ausgelöst. Und ja, es ist auch eine persönliche Geschichte für Almodovar, der unter ähnlichen Umständen aufgewachsen ist, wie seine beiden jungen Protagonisten. Aber das komplexe Konstrukt aus drei Geschichten, das Spiel mit den Ebenen von Fiktion und Flucht, darin liegt die Faszination auch dieses neuen Almodovars.

Fünf Jahre nachdem er für ,,Alles über meine Mutter" in Cannes den Regiepreis gewann, eröffnete "La Mala Educacion" in diesem Jahr die Filmfestspiele an der Riviera. Die Geschichte von Ignacio und Enrique ist ein bunter Film Noir, ein spannendes Film-im-Film-Rätsel und eine leidenschaftliche Anklage gegen Kindesmisshandlungen in Priesterschulen. Es beginnt mit dramatischer Musik, einem kitschigen Ausstattungstraum und der Parodie eines Erfolgs-Regisseurs: Enrique Goded (Fele Martinez) ers(p)innt sich gerade einem Film über einen erfrorenen Motorradfahrer, der erst nach Kilometer langer Todesfahrt von der Polizei gestoppt wurde, als Ignacio (Gael García Bernal), ein ehemaliger Mitschüler seiner Klosterschule ihm ein Drehbuch anbietet. Die beiden haben nicht nur die sexuellen Ausschweifungen eines Priesters erdulden müssen, sie liebten sich auch einst. Doch die Begierde des Päderasten trennte sie und stürzte den sensiblen Ignacio aus seiner Lebensbahn. So erzählt es jedenfalls das Drehbuch, das er Enrique anbietet.

In einem komplexen Spiel auf mehreren Ebenen zeigt sich, was aus den Beteiligten geworden ist. Der Film im Film überhöht dabei die hässliche Wahrheit ästhetisch, doch den Regisseur interessiert nur, dass er seine Schreibblockade überwinden konnte und dass er eine Weile mit dem Autor und Hauptdarsteller Ignacio leben wird. Almodovar vermischt auf unvergleichliche Weise wieder Sakrales mit Pop und den Verbrechen des Popanzes. Er betört mit vielen grandiosen Szenen und dramatischen Musiken wie den Schlager "Qui sas" gesungen von Zahara, dem Transvestiten, dem Alter Ego Ignacios.

Auf den ersten Blick erscheint "La Mala Educacion" vielleicht nicht so dicht wie seine letzten Meisterwerke, die Komplexität verwirrt manchmal eher als dass sie fesselt. Doch auf jeden Fall immer noch ein Almodovar und deshalb unbedingt sehenswert. Nicht nur wegen Gael García Bernal der als Ignacio und auch als Che Guevara in einem anderen Film die schauspielerische Entdeckung des Jahres ist.

http://www.la-mala-educacion.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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