Der Manchurian Kandidat

USA 2004 (The Manchurian Candidate) Regie: Jonathan Demme mit Denzel Washington, Meryl Streep, Liev Schreiber 129 Min. FSK ab 12

Ein Polit-Thriller, dessen erschreckend realitätsnahen Entdeckungen die Wirkung eines Horrorfilms haben - so exzellent gelang Jonathan Demme ("Das Schweigen der Lämmer") die zeitgemäße Version von Frankenheimers Klassiker "The Manchurian Candidate" (Botschafter der Angst) mit einem hervorragenden Denzel Washington.

Was erlebte seine Truppe vor Jahren im ersten Golfkrieg? Captain Ben Marco (Denzel Washington) und seine Jungs spulen die Aussage zum Überfall einiger Iraker wie Roboter ab, doch alle haben auch Albträume, die eine andere Geschichte erzählen. Alle außer Sergeant Raymond Shaw (Liev Schreiber), der zehn Jahre später mit Hilfe seiner extrem ehrgeizigen Mutter (Meryl Streep) kurz davor steht, Vize-Präsident zu werden. Auch Marco präsentiert als noch aktiver Soldat die Heldengeschichte von Shaw. Bis ihm ein anderer Waffenbruder grausame Bilder seiner Albträume zeigt. Von nun an ist Marco davon überzeugt, sie alle wurden bei einem medizinischen Experiment manipuliert, und er findet sogar einen Mikrochip unter seiner Haut. Doch alle halten ihn für verrückt und sogar gefährlich ...

Weiß Marco etwas oder bildet er sich die große Verschwörung ein? Raffiniert hält Denzel Washington die Waage zwischen Wahn und Wahrheit. Auch wenn man schon mit Schaudern miterleben musste, wie der programmierte Politiker aufs Wort gehorcht, bleibt die Aufdeckung unfassbarer Machenschaften höchst spannend. Unfassbar? Vielleicht in der biologisch-technischen Ausführung, die am ehesten an die Sechzigern des Originals "Botschafter der Angst" mit Frank Sinatra erinnern. Aber keineswegs in den aktuellen Bezügen, die mit dem allmächtigen Konzern "Manchurian Global" und einem wirtschaftshörigen Vizepräsidenten frappierend deckungsgleich mit Bushs Vize Dick Cheney und dessen ehemaligen Konzern Halliburton sind. Auch im realen Albtraum bedient sich diese Firma auf dreistete Weise ihrer alten Beziehungen und bereichert sich am Morden im Irak.

Auch wer das Original kennt, in der noch die bösen Kommunisten das freie Amerika mittels Gehirnwäsche unterwandern wollten, wird nicht enttäuscht. Es ist faszinierend, wie packend Regisseur Demme ("Das Schweigen der Lämmer") die Paranoia eines Landes in die Konstellation um seinen nahezu wahnsinnigen Helden bringt. Das verstörende Sounddesign gibt einem das Gefühl, im eigenen Kopf brummt etwas in Schieflage. Bei der Atmosphäre eines Horrorfilms angesiedelt dagegen die eiskalt ehrgeizige Politikermutter, die Meryl Streep mit einer furchterregenden Eleganz brillant auf die Leinwand bringt. Liev Schreiber ist als Kandidat perfekt besetzt, haftet ihm doch oft etwas Roboterartiges, Uneigentliches an. Bruno Ganz kann man übrigens als deutschen Wissenschaftler nach dem Untergang-Desaster mal wieder in einer vernünftigen Rolle erleben.

"The Manchurian Candidate" hätte mit "Fahrenheit 911" ein schlagkräftiges Team in der echten Präsidentenwahl bilden können, aber Happy Ends sind im Realen seltener als in Hollywood. So bleibt als Trost und Flucht aus den nächsten vier Jahren ein exzellenter Thriller.

http://movies.uip.de/dermanchuriankandidat/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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