Lysistrata

Spanien 2002 (Lisistrata) Regie: Francesc Bellmunt mit Maribel Verdú, Juan Luis Galiardo, Cristina Solana, Eduardo Antuña, Antonio Belart 89 Min. FSK ab 12

Gerade versuchen griechische Anwälte - wohl die letzten echten Männer Europas - retrospektiv zu beweisen, dass Alexander der Große auf keinen Fall etwas mit Männern hatte. Falls sich das nicht beweisen ließe, wäre hier der Grund zu sehen. Die spanische "Lysistrata" macht aus Königs Comic ("Der bewegte Mann") einen Klamauk für Männer jeden Geschlechts.

Die Athener und Spartaner betreiben das dämliche Kriegsgeschäft schon seit 30 Jahren, da ergreifen die Frauen unter Führung von Lysistrata die Initiative: Sie ziehen auf die Akropolis um und verweigern sich vor allem bis Frieden herrscht. Also Schluss mit dem ewigen Zusammenflicken und Gesundpflegen der tapferen Krieger. Der Stadtoberste Oropax erwägt die Akropolis zu beschießen, aber dann würde die Touristen ja nicht mehr kommen. Schon nach wenigen Tagen zeigen sich Auswirkungen - die stark aufgeladenen Männer in Reih und Glied können nur noch an eines denken und das kriegen sie nicht. Doch da greifen die Tunten und Schwulen Athens ein. Ihr nicht ganz uneigennütziger Vorschlag: Frieden wäre ja eine schöne Schweinerei, da führe man doch lieber Zwangshomosexualiät zur Triebabfuhr ein. Nachdem wunderbar komisch erste Hemmungen überwunden wurden, finden die Herren Gefallen an der Notlage, selbst Ödipus hat einen Kerl im Bett, der seiner Mutter sehr ähnlich sieht. Schließlich verbrüdert man sich sogar mit den Spartanern.

Irgendein alter Grieche hat sich früher schon mal an diesem Stöffchen versucht, aber er kann kaum die wahre Knollennasigkeit der Charaktere so heraus gearbeitet haben, wie der Kölner Comic-Zeichner Ralf König. Dieser machte uns schon vor über zwanzig Jahren klar, dass nicht die Frauen, sondern die Schwulen für Frieden verantwortlich waren! Der nicht mehr ganz frische spanische Realfilm (!) bleibt über viele Bilder textgetreu nahe dran an den 128 Seiten Comic, aber die knollige Physiognomie der Zeichnungen von Ralf König kommt im Realfilm selbst bei hispanischen Gesichtskanten nicht heraus. Zur Wiederbelebung versuchte man ein Skandälchen wegen des Phallus auf dem Filmplakat zu inszenieren.

Auffällig an dieser gar nicht so "schwulen" Komödie ist, dass Frauen deutlich mehr Haut als die Männer zeigen. So ist der anzügliche Spaß recht hetero-freundlich. Amüsant sind viele Wortspiele mit Kleenex, Thermos und seiner Kanne. Grandios die Szenen, wenn sich gestandene Männer verkrampft anfassen - "für Athen!" - bis sich die Armeen auf dem Schlachtfeld nicht mehr in den Arm, sondern in die Arme fallen - die Armen!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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